23.06.2008

0
Der zweite Frühling

Ich bin neun und höre mir stundenlange Predigten meiner Mutter an, die meine Karriere als Dieb im Keim ersticken will. Vor mir liegt der Beweis meiner Schandtat, ein rotes Doppeldecker-Mäppchen, was Monate zuvor das Objekt meiner Begierde war. Nur leider reichte mein Taschengeld nicht für alle Ausgaben von Lucky Luke und das Mäppchen, also musste ich einen Kompromiss schießen. Es war wohl nicht der beste Kompromiss, den ich hätte schließen können. Jetzt, wo ich das Gesicht meiner Mutter sehe, bin ich mir sogar ganz sicher, dass es einen anderen, besseren Kompromiss gegeben hätte. Sie kommt auf Tuchfühlung. Ich schließe meine Augen, um mir ihr wutentbranntes Gesicht nicht aus allernächster Nähe ansehen zu  müssen, doch sie lässt sich keinen Strich