25.03.2004

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Das Unwort des Monats oder eine Mutter läuft Amok

Lange ist es her. Ich glaube, es fing vor etwa drei Jahren an. Man ahnte nichts Böses, als völlig aus dem Nichts heraus das erste "Mama" ertönte. Die Freude war groß, vorallem weil das besagte Wort vor dem "Papa" zu hören war. Ich erinnere mich noch, wie ich mit einem Siegerlächeln allen meinen Freunden und Verwandten von dem großen Ereignis erzählt habe: Mein Sohn kann schon Mama sagen (wenn auch zu Beginn unbewusst *zugeb* aber das war nicht wichtig)!

Was am Anfang noch Zufall war, folgte im Laufe der Zeit immer öfters ... Sohn nahm so langsam das Wort "Mama" in seinen Wortschatz auf. Und noch immer hatte es dieselbe Wirkung wie zu Beginn: Wärme umgab das Mutterherz, Stolz bereitete sich aus, weil das Kind nun bewusst das Wort
aussprach um mich anzusprechen.

Irgendwann wurde es selbstverständlich, vorallem, weil es nicht das einzige Wort blieb, welches Sohn sagen konnte. Es folgten weitere, rechte einfache, meist zweisilbige Wörter, die er immer öfters aussprach. Dann wurde alles anders. Ich weiß nicht einmal wann, aber ich schätze so vor etwa 1-2 Wochen. Plötzlich fiel mir auf, dass ich Mama immer öfters hörte. Und je mehr ich mich darauf konzentrierte, desto öfters vernahm ich dieses Wort. Ich fiel schier vom Glauben ab, als ich endlich begriff, dass eigentlich jeder Satz, den mein Sohn aussprach mit Mama begann!

Ich begann zu zählen. Mama hier, Mama da. Oftmals folgte noch nicht einmal ein Satz, einfach nur Mama. Die Gespräche zwischen mir und meinem Sohn bekamen folgenden Charakter:

Sohn: "Mama?"
Ich: "Ja?" (es herrscht noch Harmonie und Frieden)
Sohn: Mama?
Ich: "Jaaa?" (vielleicht hat er mich überhört?)
Sohn: "MAMA?"
Ich: "JAAA?" (leicht entnervt)
Sohn: "Maaamaa?"
Ich: "JAAAAAAAA?" (mehr als leicht entnervt)

Spätestens nach dem fünften Mal antwortete ich nicht mehr. Leider hat Sohn gute Nerven und behielt seinen Rhythmus bei, bis ich total entfernt rief:

"JAAA-HAAA?" (ok, vielleicht brüllte ich auch)

Sohn schaute mich ungläubig für zwei Sekunden an. Die Stirn legte sich in Falten, die Unterlippe stülpte sich ein wenig hervor, voller Trotz schob er den Unterkiefer nach vorne und schaute mich herausfordernd an. Dann folgte im schroffen und barschen Tonfall: "MAA-MAA!"

*bonk*

Ich begriff, dass es so nicht mehr weiter gehen konnte. Diese ganze Sache wurde für ihn zu einem amüsanten Spiel. Ich musste etwas unternehmen! Es wurde langsam zur Zumutung. Kein Mensch konnte in der Lage sein, 293084 Mamas (ich untertreibe mit Sicherheit!) innerhalbe eines Tages zu ertragen! Ich erst recht nicht. Also nutze ich die Zeitspanne zwischen zwei Mamas aus, um einen heimtückischen Plan zu schmieden. Wenn er noch einmal das M-Wort aussprechen sollte, würde ich ihn fesseln, knebeln und an das Wasserrohr im Bad ketten. Es würde es nicht wagen, dachte ich noch mit einem fiesen Grinsen, als ....

DAS DARF JA WOHL NICHT WAHR SEIN? Dieser kleine Rotzlöffel wagte es doch tatsächlich, mich noch einmal mit dem Unwort des Monats anzusprechen? Was heißt da anzusprechen? Mittlerweile war es schmerzhafter als jede andere Beschimpfung, die ich kenne! Mama wurde zu einer Beleidigung meiner Ohren und Nerven!

Mit zusammengekniffenen Augen und Lippen, schaute ich wütend und dem Wahnsinn nahe in dieses engelhafte Gesicht, welches nur eine Fassade war und in Wirklichkeit einen bösen Geist, den Elternschreckgeist, verbarg. Innerhalb von einer Sekunde überlegte ich mir noch einige Alternativen wie z. B. in den Keller einsperren, mit zwei Tafeln Schokolade an den Küchenstuhl fesseln, verkaufen, früher ins Bett bringen, Spielsachen wegwerfen, mit den Füßen an der Decke aufhängen u. ä. Ich war noch nicht einmal fertig mit meinen Racheplänen, als sich auf diesem trügerischen Gesicht ein breites Grinsen ausbreitete und in fröhlicher, piepsiger Stimme lachend ertönte:

"Der Preis isch heiß!"

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