07.10.2004

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Mann Nr. 2 und die Konsequenzen

Ich habe seit langem mal wieder einen Liebesroman gelesen. Eigentlich bin ich kein Freund solcher Lektüre. Wir wissen alle, wie es ist: Sie bildhübsch, er überirdisch attraktiv, ein Haufen Probleme und ein Happy End. Wobei es dieses Mal nur halb so happy war. Eigentlich war es so, dass sie die Wahl zwischen zwei Männern hatte (also hatte sie mehr zu wählen als jede halbwegs vernünftige Frau in der heutigen Zeit). Der eine war ihre eigentliche wahre Liebe, zärtlich, zuvorkommend, rücksichtsvoll - der andere versprühte eine animalische Anziehungskraft, war fast schon herrschsüchtig, verlor nie die Kontrolle und äußerte selten Emotionen. Sie entschied sich letzendlich für den ersten, auch wenn sie sich im Zwiespalt der Gefühle befand und auch den zweiten nicht missen wollte.

Es war klar, dass das Ende so aussehen würde. Die meisten Frauen hätten sich vermutlich für diesen Mann entschieden. Ich betete, sie möge sich für Nr. 2 entscheiden, weil er mir einfach trotz seiner Art symphathischer war. Davon mal abgesehen wurde Mann Nr. 1 in dem Roman kaum beschrieben, da er sich auf Grund von diversen Umständen nicht vor Ort befand. Zweifellos hätte ich mich für Mann Nr. 2 entschieden. Aber warum? Er hatte meiner Meinung nach etwas Diabolisches an sich. Möglicherweise fand ich genau das so reizvoll an ihm.

Soll einer mal die Frauen verstehen. Was wollen wir und wonach suchen wir? Wieso lese ich einen Liebesroman, wenn ich doch eh weiß, dass alles Unsinn ist, was darin steht? Und wieso reagiert man als Frau dennoch darauf, auch wenn man es weiß? Es sind meistens starke Frauen, um die es sich dreht. Und fast immer treten genauso starke Männer in ihr Leben und erobern sie, obwohl sie dies gar nicht wollen. Der Zwiespalt der Gefühle ist bei beiden vorhanden. Sie wehren sich gegen die Anziehungskraft und Liebe und verlieren dennoch. Oftmals unterscheiden sie sich auf Grund ihrer gesellschaftlichen Position, sei es weil sie sich im Krieg befinden und Feinde sind, oder weil einer arm der andere reich ist, oder weil sie seine Gefangene ist. Es sind definitiv außergewöhnliche Umstände in denen sie sich begegnen. In Liebesromanen der neueren Zeit begegnet man sich auf der geschäftlichen Ebene: sie sucht Arbeit, er hat welche oder er sucht Arbeit, sie hat welche oder sie müssen nun plötzlich kooperieren, ein gemeinsames Projekt auf die Beine stellen usw. Das erste Treffen ist entweder fatal oder entzückend. Auf jeden Fall ist es ein Extrem, genau wie der Rest der Geschichte und der Beginn einer außergewöhnlichen und sehr leidenschaftlichen Liebe.

Was ist Leidenschaft? Das Wörterbuch meint hierzu: Leidenschaft - durch Vernunft nicht bezähmbarer Gefühlsdrang; heftige Zuneigung, starke Begierde, Begeisterung. Es hat also was mit Kopflosigkeit zu tun. Leidenschaft ist nicht kontrollierbar und unterliegt nicht dem Verstand.

Wieso hat sich dann die Heldin des Liebesromans nicht für Mann Nr. 2 entschieden, für den sie eine außerordentliche Leidenschaft entwickelt hat, trotz seiner vermeintlichen Makel? Neigen Frauen im Allgemeinen eher zur Leidenschaft als Männer? Neigen temperamentvolle Menschen eher dazu, sich kopflos in waghalsige Situationen zu katapultieren und Leidenschaft zu empfinden? Und wieso wird in solchen Romanen die Liebe als eine Art Kampf dargestellt?

Zweifelsohne hat jeder Mensch seine eigene Definition von Liebe. Aber meine hat wenig mit einer stillen, sich blind verstehenden, reibungslosen tiefen Zuneigung zu tun. Doch, natürlich, aber nicht ausschließlich. Vertrauen, gegenseitiger Respekt, Ehrlichkeit... all diese Dinge müssen unbedingt vorhanden sein, um lieben zu können. Aber genauso muss auch Leidenschaft vorhanden sein. Und vermutlich würde ich genau aus diesem Grund Mann Nr. 2 wählen. Idealerweise treffen Leidenschaft, Anziehungskraft mit tiefster Zuneigung, Respekt und Vertrauen zusammen. Man hätte ein loderndes Feuer, welches eine stabile Basis hat und somit auch die Voraussetzungen, ewig zu brennen.

Ich habe mich schon vor einigen Wochen mit diesem Thema auseinander gesetzt. Damals ging es um einen äußerst attraktiven männlichen Star. Ich hatte mich gefragt, was ihn erfolgreich macht. Zweifelsohne ist es sein Können, welches dafür verantwortlich ist, dass er ein Star ist, aber es ist mehr. Männliche Stars werden größtenteils von Frauen verehrt, welche eine ausgezeichnete und nie schwächelnde Kaufkraft darstellen. Aber Frauen kaufen in diesem Fall nicht nur das Produkt, sondern auch den Hersteller ein.

Ein Mann, der zum Star geworden ist, symbolisiert wohl Stärke, auch wenn das gar nicht der Fall sein muss. Aber zwischen all den männlichen potenziellen Kandidaten, hebt sich eben der ein oder andere ab. In diesem Fall der Star, der es ganz nach oben geschafft hat. Er ist also zäh, stark, ausdauernd, ehrgeizig, erfolgreich oder was auch immer. Möglicherweise hat das ganze auch biologische Hintergründe. Man schaue sich die Tierwelt an. In den meisten Fällen ist es nun mal so, dass die Weibchen entscheiden, wer sie begatten darf. Die Männchen buhlen um die weibliche Gunst, werben um sie, kämpfen um sie und der, der am Ende übrig bleibt, erweist sich als stark und würdig genug, das Weibchen zu begatten und sich um sie kümmern zu können. Bei den Menschen ist es sicherlich nicht arg viel anders. Letzendlich lassen sich Frauen von gewissen Männern imponieren. Klar kauft man ab und an mal die Katze im Sack, aber Frau findet das früher oder später heraus und schickt den falschen Fuffziger in die Wüste.

Frauen wollen also doch Machos, würde jetzt wohl der ein oder andere Mann denken. Das ist so nicht ganz richtig. Ich denke, diverse Charakterzüge, die man mit einem Macho in Verbindung bringt (z. B. Selbstbewusstsein, Arroganz, Unbeständigkeit, Härte usw.) sind irgendwie ein Synonym für das klassiche maskuline Erscheinungsbild. Und Frauen wollen definitiv diese maskuline Note, denn letzendlich macht sie aus einem Mann einen "richtigen" Mann. Vermutlich ist es aber dennoch so, dass jede Frau Männlichkeit völlig anders definieren würde. Sie hat nicht zwingend etwas mit dem Äußeren zu tun, sondern eher mit dem Charakter und dem Auftreten. Aber genauso findet die eine Frau eine behaarte Brust äußerst männlich, während die andere lieber eine schwächere Körperbehaarung bevorzugt.

Gemeinsam ist aber, dass das Vorhandensein gewisser männlicher Attribute und solcher die es angeblich sind, die weiblichen Sensoren anspricht. Ein Mann, der sich männlich gibt, würde seltener mit Potenzproblemen in Verbindung gebracht werden, als einer der etwas feminin wirkt. Ein beruflich erfolgreicher Mann wirkt durch seinen Erfolg zwangsläufig attraktiver. Es ist nicht das Geld, das ihn sexy macht, sondern die Tatsache, dass er etwas leisten kann, dass er etwas auf die Beine bringt. Und klar: Er ist im Stande seine Familie zu ernähren. Und genau da kommt der biologische Aspekt wieder zum Einsatz. Vielleicht sind das alles Klischees und Hirngespinste. Aber diese Äußerlichkeiten und der gesellschaftliche Stand vervollständigen das Bild eines potenziellen Kandidaten, weswegen Stars eben so begehrenswert sind: Sie sehen gut aus, sie haben Erfolg - sie sind stark. Ergo sind sie vom finanziellen Aspekt her in der Lage für ihre Famlie zu sorgen, sie können die Führungsposition einnehmen und haben vermutlich auch gesunde Gene, schließlich soll der Nachwuchs tadellos sein.

Manche Frauen lassen sich weniger von diesem Leitbild beeinflussen und andere mehr. Ich denke, dass wir anhand dieses Bildes unsere Partner aussuchen - bewusst oder unbewusst. Und das ist wahrscheinlich auch der Grund warum ich Mann Nr. 2 aus dem Liebesroman wählen würde *g* Ich gebe zu, dass es nicht leicht ist, mit uns Frauen. Oftmals wissen wir nicht einmal selber, was wir wollen - glücklicherweise aber meistens, was wir _nicht_ wollen. Und möglicherweise sind wir alle miteinander Pseudoemanzen. Wir wollen selbstständig sein, wir lassen uns von niemandem was sagen, wir fordern Gleichberechtigung - aber alles bis zu einem gewissen Grad, wenn wir bereitwillig unsere traditionelle Rolle einnehmen und uns möglicherweise sogar auch beherrschen lassen würden. Ich weiß, dieses Wort klingt hart und trifft vielleicht auch nicht wirklich den Kern der Sache. Respekt, Akzeptanz, Ehrlichkeit, Vertrauen usw. sind die obersten Prinzipien, die nicht gebrochen werden dürfen. Erst dann tritt der Rest in Kraft. Sind diese Dinge gegeben, sind Emotionen (ja, auch Leidenschaft) im Spiel würde ich sogar behaupten, dass viele Frauen so einiges für ihren Mann tun würden. Die, die Kochen wie die Pest hasst, würde mit Freude für ihn Kochen. Die, die immer die große Klappe hat, die so auf ihre Stärke pocht, würde sich nur allzu gerne fallen lassen und ihm die Führungsrolle überlassen.

Frauen gehen einen Schritt weiter als Männer. Frauen verfallen ihrem Objekt der Begierde besser als Männer, Frauen kennen weniger Grenzen, weniger Stolz, weniger Schmerzen. Für sie hat das Wort bedinungslos eine weitaus stärkere Bedeutung, als für Männer. Solange sie sich geliebt, respektiert und wohl behandelt fühlen, gibt es nichts, was sie nicht tun würden. Wichtig ist aber die Gewissheit, dass alles nur deshalb passiert, weil sie es so will und nicht weil es von ihr gefordert wird. Ich denke, bei den Männern ist es ähnlich. Überhaupt denke ich, dass sich Frauen gar nicht mal so sehr von den Männern unterscheiden, sie wählen lediglich einen anderen Weg zum Ziel und achten viel mehr auf Details.

Warum aber die eine den edlen Prinzen auf dem weißen Pferd will und die andere lieber den wilden und hühnenhaften Wikinger ist mir dennoch ein Rätsel. Das hängt vermutlich davon ab, als was Frau sich sieht bzw. wo sie sich eher einordnen kann. Zugegeben: Ich sah mich noch nie als Prinzessin. Mit der Rolle einer Amazone könnte ich mich allerdings sehr gut anfreunden. Und was das nun bedeutet, darf sich jeder selber zusammen reimen. :-)

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