01.10.2004
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Der ganz normale Wahnsinn oder Being Lars Ulrich
Alle paar Wochen kommt er über mich. Der ganz normale Wahnsinn. Oftmals beginnt er Freitag am späten Nachmittag. Meistens sitze ich zu dieser Zeit im Auto und bringe mein Kind zu seinem Erzeuger. Zu diesem Zeitpunkt ist es noch verhältnismäßig ruhig, aber bereits auf der Rückfahrt kann ich für nichts garantieren. Es ist förmlich so, als ob man mich irgendwo eingesperrt hält und mir nun Ausgang gewährt.
Schon auf der Hinfahrt erschlug das Burger King-Schild mein Auge. Ich wusste, dass ich verloren habe, noch bevor ich es wirklich tat. Denn einige Minuten später fuhr Schüstin wie von Geisteshand in den Drive in des eben gegannten Schnellimbisses. Ich bin nun wirklich kein Liebhaber von Burger King, aber die Chilli Cheese Nuggets sind einfach göttlich. Doch dieses Mal wollte ich mehr. Jau, auch die Country Potatoes musste ich ebenfalls verhaften. Mit Sour Creme Dip.
Nach wenigen Minuten setzte ich meine Fahrt gen Mumienhausen fort, als auch schon die ersten Probleme anfingen: Wie dippt man während der Fahrt? Mir war klar, dass mein Fahrzeug einige Umbaumaßnahmen benötigt. Der Becherhalter im Handschuhfach hat sich bereits mehrmals bewährt, aber gegen einen Diphalter hätte ich nun wirklich nichts einzuwenden. In der Not frisst der Teufel Mücken, also klemmte ich den guten Dip zwischen meine Beine und hoffte, das Teil ohne hingucken treffen zu können. Schnell landet sonst mein Kopf auf dem Lenkrad und der Dip nicht auf meinen Kartoffeln und das wollte ich nun wirklich nicht riskieren.
Recht früh erkannte ich, dass ich ein ausgezeichneter Dreifingerschalter bin. Ich konnte nicht anders, als dumm zu grinsen, als mir einfiel, dass sich Frauen nicht ganz so krass von Männern unterscheiden - man muss nur in der Lage sein, Parallelen zu erkennen! (Ich empfehle allerdings _nicht_ den Rückwärtsgang. Also liebe Männer: Nicht zu Hause nachmachen, könnte in die Hose gehen *g*) Anschließend musste ich das seichte Gesülze vom Radio loswerden - Metallica war an dieser Stelle einfach besser für ein Mumienmahl im Auto geeignet.
Bereits bei den ersten Klängen meiner heissgeliebten Metalgötter erstrahlte ein selten dämliches Grinsen auf meinem Gesicht - der ganz normale Wahnsinn hatte begonnen. Und so raste ich also auf der B10 nach Hause. Met dröhnte volle Kanone aus den Lautsprechern, ich gröhlte mit vollem Mund mit und war nicht zu faul durch geeignete Gegenmaßnahmen (Arschwackeln, Headbangen und Fußtippen) eine Gewichtszunahme aufgrund von zahlreichen Kalorien im Keim zu ersticken.
Erst heute registrierte ich die überaus ergonomischen Sitze meines Autos. Sie sind nicht nur äußerst bequem, sondern boten genügend Spiel- und Entfaltungsraum bei den Dreharbeiten zu "Being Lars Ulrich". Ich war mir lediglich nicht sicher, ob Passanten und andere Verkehrsteilnehmer das Wippen meines Automobils ebenso stark auffiel wie mir.
Dankbar war ich für das Safety Car - ein alter wackeliger blauer Polo, der mir durch sein Tempo von 84,3km/h half, meine Geschwindigkeit im Zaum zu halten, bevor mein Film in "Being in Leitplanke" aus gegebenen Anlässen umbenannt werden müsste.
Ich hatte während meiner Henkersfahrt genügend Zeit, mir den heutigen Tag durch den Kopf gehen zu lassen. Ich wurde mit einem Namensschild konfrontiert. Eigentlich las ich es an einer Tür, was auch nicht weiter tragisch wäre, wenn mir der Name nicht bekannt vorgekommen wäre und ich nicht absolut überrascht war, ihn eben dort zu lesen. Es war der Name einer Frau, die ich schon seit vielen Jahren kenne und die eigentlich zusammen mit ihrem Mann sehr gute Bekannte von meinen Eltern waren. Irgendwann verlor man sich aus den Augen, die einen ziehten dorthin, die anderen woanders hin und prompt vergass man einander. Ich traf den Sohn dieser Frau vor einigen Monaten beim Marktkauf (nach Schlecker und Aldi der Ort, wo man nie jemanden nach über 10 Jahren an einem Samstag Morgen in ausgebeulten Joggingshosen, mit siffigen Haaren und geschwollenen Augen begegnen möchte) und war perplex. Der junge Mann (in meinem Alter, daher junger Mann) hatte sich in den letzten zehn Jahren kein Stück verändert, außer dass er eben nicht mehr ein sehr junger Mann ist, sondern nur noch jung, und absolut klasse aussieht. Wir tauschten einige Sätze aus, wussten beide nicht so recht, wo wir eigentlich anfangen sollen, denn es gab so viel zu erzählen, so vieles hatte sich in den letzten Jahren zugetragen, dass man das auf die Schnelle nicht erzählen konnte. Wir tauschten aber unsere Telefonnummern aus, mit dem Vorsatz den anderen anzurufen bzw. sich zu melden und den Kontakt aufzufrischen.
Witzig fand ich die Tatsache, dass er in meiner unmittelbaren Nähe nun wohnt. Das schrie förmlich nach einem Wiedersehen, welches - natürlich - nicht stattfand. Keiner von uns meldete sich, auch wenn ich immer wieder daran dachte, dass ich doch eigentlich den Kontakt auffrischen wollte. Schließlich gab es eine Zeit, wo er nicht ganz unwichtig für mich war. Ich glaub, ich war 13 (es ist also nicht sehr lange her) und war bis über beide Ohren in ihn verliebt. Er war schon damals mit Abstand die beste Partie bei uns im Block, auch wenn sich manche über seine leicht tolpatschige Ader lustig machten. Letztendlich war er aber nicht tolpatschig, sondern einfach nur sehr lieb und süß. Er trug eine feste Spange, was ich natürlich unbedingt nachmachen musste, als mein Kieferorthopäde meinte, dass meine Zähne korrigiert werden müssten. Leider blieb bei mir der Erfolg aus, während seine Zähne, wie ich beim Marktkauf feststellte, als ich beinahe Genickstarre aufgrund seiner Größe bekam, wie gemeißelt waren. Sie waren strahlend weiß und mehr als gerade.
Als ich heute das Namensschild seiner Mutter las, dachte ich wieder an ihn und beschloss mich zu melden. Witzigerweise erfuhr ich von einer anderen Person in dem Gebäude wo ich war, noch weitere Details zu seiner Person (er ist der totale Karateguru und hat es weit gebracht). Diverse Szenen spielten sich vor meinem inneren Auge ab, die mein ohnehin schon dämliches Grinsen (ich war gerade dabei, mir einzureden ich wäre Lars Ulrich) noch vergrößerten. Ich erinnerte mich, an eine blaue Jogginghose, die er öfters trug, wenn wir draußen spielten, ich erinnerte mich an seinen Hintern *g* (sein Hintern war der erste nackte Hintern eines Mannes, den ich je sah. Ich zog ihm aus Versehen die Hose runter) und an viele andere Details.
Als ich endlich daheim war wollte ich im Telefonbuch nachgucken, ob ich seine aktuelle Nummer habe. Ich öffnete also die Onlineversion des Örtlichen und fand dort tatsächlich einen Eintrag unter seinem Namen, sowie eine Festnetz- und eine Handynummer. Fürs Telefonieren war ich noch nicht bereit, aber eine SMS wollte ich unbedingt verschicken. Ich klickte also seinen Namen an um die Details zu sehen. Das erste was ich allerdings sah, war oberhalb seines Namens der Link "Blumen verschicken" was mir spontan einen Lachkrampf bescherte. Vielleicht war das überhaupt nicht so komisch, aber nachdem ich kurz vorher mit den Dreharbeiten zu meinem Film fertig war, meine Dreischaltfinger an meiner schlabbrigen Joggingshose abwischte, während mein Gehirn Lars Ulrich vedrängte, um einem 13jährigen nackten Hintern Platz zu machen, war die Situation einfach urkomisch.
Ich habe eine SMS versendet und bin gespannt, ob er sich überhaupt meldet bzw. weiß, wer ihn da eigentlich angeschrieben hat. Vielleicht findet er es auch einfach unverschämt, dass ich mich nach so langer Zeit per SMS melde. Die Blumenvariante wäre möglicherweise gar nicht so schlecht gewesen. Vielleicht sollte ich aber auch öfters am Samstag Morgen beim Marktkauf einkaufen?
Jedenfalls werde ich nun die Dreharbeiten zu "Being Lars Ulrich - Reloaded" angehen. Es gibt viel zu tun. Mein Double Bass sitzt noch nicht so richtig und die Fratzen lassen auch zu wünschen übrig.
Schon auf der Hinfahrt erschlug das Burger King-Schild mein Auge. Ich wusste, dass ich verloren habe, noch bevor ich es wirklich tat. Denn einige Minuten später fuhr Schüstin wie von Geisteshand in den Drive in des eben gegannten Schnellimbisses. Ich bin nun wirklich kein Liebhaber von Burger King, aber die Chilli Cheese Nuggets sind einfach göttlich. Doch dieses Mal wollte ich mehr. Jau, auch die Country Potatoes musste ich ebenfalls verhaften. Mit Sour Creme Dip.
Nach wenigen Minuten setzte ich meine Fahrt gen Mumienhausen fort, als auch schon die ersten Probleme anfingen: Wie dippt man während der Fahrt? Mir war klar, dass mein Fahrzeug einige Umbaumaßnahmen benötigt. Der Becherhalter im Handschuhfach hat sich bereits mehrmals bewährt, aber gegen einen Diphalter hätte ich nun wirklich nichts einzuwenden. In der Not frisst der Teufel Mücken, also klemmte ich den guten Dip zwischen meine Beine und hoffte, das Teil ohne hingucken treffen zu können. Schnell landet sonst mein Kopf auf dem Lenkrad und der Dip nicht auf meinen Kartoffeln und das wollte ich nun wirklich nicht riskieren.
Recht früh erkannte ich, dass ich ein ausgezeichneter Dreifingerschalter bin. Ich konnte nicht anders, als dumm zu grinsen, als mir einfiel, dass sich Frauen nicht ganz so krass von Männern unterscheiden - man muss nur in der Lage sein, Parallelen zu erkennen! (Ich empfehle allerdings _nicht_ den Rückwärtsgang. Also liebe Männer: Nicht zu Hause nachmachen, könnte in die Hose gehen *g*) Anschließend musste ich das seichte Gesülze vom Radio loswerden - Metallica war an dieser Stelle einfach besser für ein Mumienmahl im Auto geeignet.
Bereits bei den ersten Klängen meiner heissgeliebten Metalgötter erstrahlte ein selten dämliches Grinsen auf meinem Gesicht - der ganz normale Wahnsinn hatte begonnen. Und so raste ich also auf der B10 nach Hause. Met dröhnte volle Kanone aus den Lautsprechern, ich gröhlte mit vollem Mund mit und war nicht zu faul durch geeignete Gegenmaßnahmen (Arschwackeln, Headbangen und Fußtippen) eine Gewichtszunahme aufgrund von zahlreichen Kalorien im Keim zu ersticken.
Erst heute registrierte ich die überaus ergonomischen Sitze meines Autos. Sie sind nicht nur äußerst bequem, sondern boten genügend Spiel- und Entfaltungsraum bei den Dreharbeiten zu "Being Lars Ulrich". Ich war mir lediglich nicht sicher, ob Passanten und andere Verkehrsteilnehmer das Wippen meines Automobils ebenso stark auffiel wie mir.
Dankbar war ich für das Safety Car - ein alter wackeliger blauer Polo, der mir durch sein Tempo von 84,3km/h half, meine Geschwindigkeit im Zaum zu halten, bevor mein Film in "Being in Leitplanke" aus gegebenen Anlässen umbenannt werden müsste.
Ich hatte während meiner Henkersfahrt genügend Zeit, mir den heutigen Tag durch den Kopf gehen zu lassen. Ich wurde mit einem Namensschild konfrontiert. Eigentlich las ich es an einer Tür, was auch nicht weiter tragisch wäre, wenn mir der Name nicht bekannt vorgekommen wäre und ich nicht absolut überrascht war, ihn eben dort zu lesen. Es war der Name einer Frau, die ich schon seit vielen Jahren kenne und die eigentlich zusammen mit ihrem Mann sehr gute Bekannte von meinen Eltern waren. Irgendwann verlor man sich aus den Augen, die einen ziehten dorthin, die anderen woanders hin und prompt vergass man einander. Ich traf den Sohn dieser Frau vor einigen Monaten beim Marktkauf (nach Schlecker und Aldi der Ort, wo man nie jemanden nach über 10 Jahren an einem Samstag Morgen in ausgebeulten Joggingshosen, mit siffigen Haaren und geschwollenen Augen begegnen möchte) und war perplex. Der junge Mann (in meinem Alter, daher junger Mann) hatte sich in den letzten zehn Jahren kein Stück verändert, außer dass er eben nicht mehr ein sehr junger Mann ist, sondern nur noch jung, und absolut klasse aussieht. Wir tauschten einige Sätze aus, wussten beide nicht so recht, wo wir eigentlich anfangen sollen, denn es gab so viel zu erzählen, so vieles hatte sich in den letzten Jahren zugetragen, dass man das auf die Schnelle nicht erzählen konnte. Wir tauschten aber unsere Telefonnummern aus, mit dem Vorsatz den anderen anzurufen bzw. sich zu melden und den Kontakt aufzufrischen.
Witzig fand ich die Tatsache, dass er in meiner unmittelbaren Nähe nun wohnt. Das schrie förmlich nach einem Wiedersehen, welches - natürlich - nicht stattfand. Keiner von uns meldete sich, auch wenn ich immer wieder daran dachte, dass ich doch eigentlich den Kontakt auffrischen wollte. Schließlich gab es eine Zeit, wo er nicht ganz unwichtig für mich war. Ich glaub, ich war 13 (es ist also nicht sehr lange her) und war bis über beide Ohren in ihn verliebt. Er war schon damals mit Abstand die beste Partie bei uns im Block, auch wenn sich manche über seine leicht tolpatschige Ader lustig machten. Letztendlich war er aber nicht tolpatschig, sondern einfach nur sehr lieb und süß. Er trug eine feste Spange, was ich natürlich unbedingt nachmachen musste, als mein Kieferorthopäde meinte, dass meine Zähne korrigiert werden müssten. Leider blieb bei mir der Erfolg aus, während seine Zähne, wie ich beim Marktkauf feststellte, als ich beinahe Genickstarre aufgrund seiner Größe bekam, wie gemeißelt waren. Sie waren strahlend weiß und mehr als gerade.
Als ich heute das Namensschild seiner Mutter las, dachte ich wieder an ihn und beschloss mich zu melden. Witzigerweise erfuhr ich von einer anderen Person in dem Gebäude wo ich war, noch weitere Details zu seiner Person (er ist der totale Karateguru und hat es weit gebracht). Diverse Szenen spielten sich vor meinem inneren Auge ab, die mein ohnehin schon dämliches Grinsen (ich war gerade dabei, mir einzureden ich wäre Lars Ulrich) noch vergrößerten. Ich erinnerte mich, an eine blaue Jogginghose, die er öfters trug, wenn wir draußen spielten, ich erinnerte mich an seinen Hintern *g* (sein Hintern war der erste nackte Hintern eines Mannes, den ich je sah. Ich zog ihm aus Versehen die Hose runter) und an viele andere Details.
Als ich endlich daheim war wollte ich im Telefonbuch nachgucken, ob ich seine aktuelle Nummer habe. Ich öffnete also die Onlineversion des Örtlichen und fand dort tatsächlich einen Eintrag unter seinem Namen, sowie eine Festnetz- und eine Handynummer. Fürs Telefonieren war ich noch nicht bereit, aber eine SMS wollte ich unbedingt verschicken. Ich klickte also seinen Namen an um die Details zu sehen. Das erste was ich allerdings sah, war oberhalb seines Namens der Link "Blumen verschicken" was mir spontan einen Lachkrampf bescherte. Vielleicht war das überhaupt nicht so komisch, aber nachdem ich kurz vorher mit den Dreharbeiten zu meinem Film fertig war, meine Dreischaltfinger an meiner schlabbrigen Joggingshose abwischte, während mein Gehirn Lars Ulrich vedrängte, um einem 13jährigen nackten Hintern Platz zu machen, war die Situation einfach urkomisch.
Ich habe eine SMS versendet und bin gespannt, ob er sich überhaupt meldet bzw. weiß, wer ihn da eigentlich angeschrieben hat. Vielleicht findet er es auch einfach unverschämt, dass ich mich nach so langer Zeit per SMS melde. Die Blumenvariante wäre möglicherweise gar nicht so schlecht gewesen. Vielleicht sollte ich aber auch öfters am Samstag Morgen beim Marktkauf einkaufen?
Jedenfalls werde ich nun die Dreharbeiten zu "Being Lars Ulrich - Reloaded" angehen. Es gibt viel zu tun. Mein Double Bass sitzt noch nicht so richtig und die Fratzen lassen auch zu wünschen übrig.
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