14.04.2005

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Singles - eine beneidenswerte Spezies

Wohl jeder Single hat sich schon einmal gefragt, warum er eigentlich Single ist. Die Antworten kennen wir alle: Frischfleich auf dem Singlemarkt ist entweder rar oder das Haltbarkeitsdatum ist schon längst abgelaufen. Die ein bis vielen Ansprüche nehmen mit jedem Jahr exorbitantere Ausmaße an und erleichtern nicht wirklich die Suche nach dem richtigen Partner, mal abgesehen davon, dass natürlich keiner der Singles ernsthaft auf der Suche ist. Unsinn! Wer braucht schon den morgendlichen Stress wegen der Zahnpasta, welche ohnehin eines Tages für den Bruch der Beziehung verantwortlich sein wird? Wer hat schon Lust seine muffelnden Socken aus dem Mülleimer zu fischen, nur weil sie im Aufräumwahn alles wegschmeißen muss, was nicht an seinem Platz steht? Die ewigen Diskussionen nach dem morgendlichen Toilettengang (Wieso dauert das so lange? Kannst du nicht einfach mal auf's Klo gehen ohne die Zeitung zu lesen?) gehen auch tierisch auf den Sack, ihre Kochkünste sind bei weitem nicht so berauschend wie sie immer glaubt und der Freitagabendsex war auch schon mal besser. Er hat es einfach satt den Packesel beim Einkaufen zu spielen und sie kotzt seine mangelnde Beteiligung im Haushalt an.

Nene, diesen Stress braucht keiner von uns. Als Single lebt man heutzutage einfach sicherer und gewaltfreier. Nicht umsonst heißt es, dass die meisten Unfälle im Haushalt passieren - schnell landet aus Versehen ein Messer dort wo es nicht landen soll, schnell werden Hausschuhe und Geschirr zum tödlichen Geschoss. Wie sehr sowas in die Hose gehen kann hat man ja bei Peter gesehen, der nun als Gebrauchsgegenstand sein Dasein neben einem Hausdrachen fristet. Wo er früher Tag und Nacht auf der Piste war, ist heute der Geburtstag vom Schwiegervater in spe weitaus wichtiger. Früher ging er noch mit den Kumpels Zelten, heute fährt er in den Schwarzwald. Früher waren lässige Outfits und Butterfrisur in - heute kommt er auf Stoß gebügelt und gestärkt aus dem Schlafzimmer. Gesprächsthemen finden sich leider auch immer weniger, man hat sich mit den Monaten oder gar Jahren einfach auseinander gelebt.

Während so also meine Freundinnen und Freunde in ihren Doppelhaushälften und Eigentumswohnungen abends fernsehen, lümmel ich in meiner gemieteten 56m² Bruchbude rum oder gebe mir in diversen Rockschuppen die volle Dröhnung und reiße Typen auf, welche natürlich so wie ich Singles aus Überzeugung sind. So sehr ich es meiner besten Freundin gegönnt habe als sie liiert war - als sie wieder Single wurde bekamen die Wochenenden ganz andere Dimensionen. Jemand muss nun mal die Stellung bei den Rockbitches halten und gemeinsam sind wir stark.

In der Regel funzt dieses Verhaltensmuster recht gut. Klar gibt es immer wieder Momente, wo wir Singlefrauen uns nach der lang ausbleibenden Zweisamkeit sehnen welche Liierte haben. Dafür haben wir allerdings besseren und vorallem abwechslungsreicheren Sex - zumindest behaupten wir das ganz gerne. Und dennoch haben weder meine Freundin noch ich Lust eines Tages wie frustrierte Mittdreißigerinnen aus Sex and the City zu enden (mit der Rolle von Carry Bradshaw könnten wir uns allerdings sehr gut anfreunden, vorausgesetzt Mr. Big ist auch dabei), also beschloss ich wieder mehr in die Offensive zu gehen.

Als erstes mussten die Ansprüche runtergeschraubt werden. Irgendwann muss eben jeder Singlefrau klar sein, dass es nun mal wirklich keine gutaussehenden UND intelligenten Männer gibt! Entweder gepflegte Konversation oder Prêt-a-porter! Das wäre ja noch das kleinere Übel, aber wo in Gottes Namen wird der wilde Hengst eingeordnet? Ich meine, Männer, seht es ein: Wir Frauen sind bei weitem nicht so anspruchslos im Bett, wie ihr das vielleicht glaubt. Die gemütliche Couchnummer während der Sportschau ist schon längst passé und bringen wirklich nur noch die allergrößten Reallive-Versager. Andererseits, das Kamasutra mag ja toll sein, aber bei dem fliegenden Buttermesser hört unsere Gelenkigkeit nun mal auf.

Nachdem mir irgendwann klar wurde, dass ich die Sache mit den Ansprüchen jemandem anderen überlassen sollte, der darin hoffentlich etwas kompetenter und vorallem konsequenter ist, beschloss ich mein Leben wie gehabt weiter zu leben und zog in die Nacht. Ich hatte ein halbes Date mit einer recht neuen Bekanntschaft. (Wir waren beide mit unserem Freundeskreis da und nicht unter vier Augen verabredet. Der Vorteil liegt auf der Hand: Sollte man den Anderen mal völlig beknackt finden, wäre der Abend nicht komplett für die Tonne. Regel Nr. 1 einer Singlefrau: Halte dir immer den Rücken frei!) Schlappe zwei Stunden später als vermutet tauchte er auf und ich ab. Ohne Hemmungen begannen wir zu kommunzieren, als ich mich irgendwann fragte, was ich da zum Teufel tue. Eigentlich war es völlig klar, was ich da tat: Ich versuchte ihn mit allen Mitteln zu bespringen. In Gedanken natürlich, nach außenhin war ich cooler denn je zuvor und nahm - demonstrativ - ihm gegenüber Platz.

Wieviele halbe oder ganze Dates laufen eigentlich nach diesem Schema ab? Hätte ich genauso reagiert, wenn ich bereits vor dem Date die Größe seines besten Stückes erfahren hätte und nicht erst im Nachhinein? Fragen ohne Antworten. Andererseits muss man ja auch positiv denken. Wären wir Singles liiert, gäbe es nichts mehr zu entdecken. Morgens im Bad würde uns nicht nur unser eigenes zerknautschtes Gesicht begegnen sondern auch das unseres Partners. Als Single kann man sich heimlich mitten in der Nacht aus dem Staub machen und diese fatale Situation vermeiden. Als Liierter hat man keine Ausweichmöglichkeit und muss dem Partner immer wieder auf's Neue begegnen - als Single wechselt man einfach die Ausgehlocation, bis man irgendwann alle in der Stadt durch hat - und das kann, je nach Größe der Stadt - eine verdammt lange Zeit dauern. Man kann als Singlefrau auf Ü30 oder Singleparties gehen, wo ein Loser nach dem anderen seinen Marktwert erforscht, man hat als Singlefrau freien Eintritt in Swingerclubs und kann wenn alle Stricke reißen den Chef anbaggern und einmal die böse Sekräterin sein. Wie heißt es so schön? Gute Mädchen kommen in den Himmel und böse überall hin.

Und wer sich jetzt fragt, wie das bei den guten und bösen Kerlen aussieht: Die guten Kerle kommen beim Handbetrieb unter der Dusche und die Bösen im Bett mit einer rassigen Singlefrau.

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