27.06.2011

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Lass uns ein Spiel spielen

35 Grad im Schatten.

Gefühlte 2 Liter Schweiß rinnen meine Hüften herab, schlängeln sich am Gerüst meiner Luxussonnenliege tiefer nach unten, runter auf die siffigen Fliesen meines Balkons, der noch kein Wasser dieses Jahr gesehen hat, zumindest keines aus einem Putzeimer, und den ich mit einer unglaublichen Hartnäckigkeit gekonnt ignoriere.

Verstohlen werfe ich alle zehn Minuten einen Blick auf die Uhr. Zwei Stunden Bratzeit können ganz schön lange sein, wenn man selbst in der Sonne liegt und sich braten lässt. Draußen zwitschern die Vögel, der Himmel ist blau, ich in Kürze karibikbraun, reihenweise Männer werden ob meines
gebräunten Körpers in Ohnmacht fallen, soviel ist klar. Ich will gerade diesen äußerst erheiternden Gedanken weiterverfolgen, als...

"Mama, lass uns ein Spiel spielen!"

Mir schwant Böses.

"Ich hab ein tolles Spiel, dafür musst du gar nix machen!" (Kinder sind schon clevere Biester, wissen ganz genau, wie sie einen kaufen können!) "Du kannst dich ganz normal weiter sonnen und musst nur mit mir reden!"

(Die gute Nachricht: 'Ich sehe was, was du nicht siehst' ist es schon mal nicht. Die Schlechte ist: Da das weggefallen ist, kann es jetzt quasi alles sein!)

"Wir spielen Stadt, Land, Fluss - nur ohne Stadt, Land und Fluss und ohne Papier!"

Genial! Dass ich solche Einfälle mit stolzen 10 Jahren nicht hatte, ist fast schon besorgniserregend... 

"Also, wir nehmen Namen, Tier und Beruf. Ok, Mama? Man muss immer eines davon finden, was mit dem letzten Buchstaben des Wortes beginnt, was der Andere davor genannt hat."

Also gut. Nur reden. Und bissi denken. Sollte zu schaffen sein.

15 Minuten später. Nachdem die As, Ms und Ss (fühl mich gerade politisch inkorrekt) durch sind, drehen wir uns ständig um die Es, Rs, Is und anderes Gesocks. Eine Stilblüte nach der anderen verlassen seinen Mund.

Ein Tier auf R, Rindschwein. Geht nicht. Gut, dann halt Beruf auf R: Renaultverkäufer! Und kennt ihr schon den Nashornzüchter? Oma ist übrigens ein Beruf. Und da wir Erich schon hatten, nimmt Sohn einfach Ehrlich. Ehrlich geht natürlich nicht, "ok, dann eben Ehrli... ne, Ehrlin!"

Ich nenne als Beruf Ingenieur, Sohn muss auf R was finden und nennt Jojo. Als ich ihn frage, mit welchem Buchstaben Ingenieur aufhört, kommt: H! Kurze Zeit später ist wieder das R dran, Sohn gehen offensichtlich die Namen aus, daher nennt er Ratti. In der Schule gibt es einen Jungen, der nämlich so heißt. Bestimmt. Als ich ihn entlarve, will er einen anderen Buchstaben. Er wählt das N und nennt Nulli. Nulli? "Ja, Nulli wie Schnulli, Mensch Mama, du kennst ja gar keine echten Namen!"

Er steht kurz vor der Disqualifizierung und bekommt als letzte Chance das T und die Aufgabe einen passenden Namen zu finden. Stille. Zwei Falten bilden sich auf seiner Stirn. Seine Lippen formen Worte, ich sehe förmlich, wie er alle ihm bekannten Namen im Geist abklappert. Nach einer gefühlten Ewigkeit dann mit erhellender Mine: Tubert!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

echt gaga bist Du, wirklich

Anonym hat gesagt…

ach, amüsant. schreib mal wieder etwas.

Anonym hat gesagt…

www.omidgolbasi.com - vielleicht gefällt es dir ja? liebe grüsse!

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