23.07.2006
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Bonjour Tristesse
Liebster,
du würdest vermutlich herzhaft lachen, wenn du wissen würdest, was ich gerade tue. Und vermutlich würdest du noch nicht einmal glauben, dass ich es wirklich für dich tue. Aber für wen denn sonst, Liebster, wenn nicht für dich?
Wieviele Worte habe ich in den letzten Jahren in mühevoller Kleinarbeit zu Papier gebracht? Wie oft saß ich stundenlang vor einem leeren Blatt, weil ich mich unfähig sah, meine Gefühle und Gedanken niederzuschreiben? Wieviele Nächte vergingen, in denen ich nach den passenden Worten gesucht habe und doch nur minderwertigen Ersatz fand? So viele Worte und doch so wenig gesagt. Sie kamen aus meinem tiefsten Inneren und haben doch nur an der Oberfläche kratzen können. Ich bin ein Maler, der nur eine Farbe kennt und doch kann ich farbenfrohe Bilder mit bloßen Worten malen. Aber diese Worte werden nur in meinen Gedanken gemalt, denn ich bin nicht im Stande sie zu Papier zu bringen oder gar auszusprechen. Du bist meine Schreibblockade, Liebster, und du machst mich stumm.
Wie sollte es auch anders sein? Nur ein Narr würde glauben, dass er die Farbe deiner Augen beschreiben könnte, ohne ihnen Unrecht zu tun. Die Wahrheit ist, deine Augen lassen sich nicht beschreiben, weil es keine Bezeichung für ihre Farbe gibt. Wie könnte ich mir da anmaßen sie zu definieren? Ich würde ja doch nur scheitern, wie alle anderen vor mir auch, also versuche ich es erst gar nicht und genieße lieber meinen Untergang in ihnen.
Ach … unzählige Male habe ich mich in ihnen verloren, unzählige Male dachte ich, dass ich mich nicht noch mehr verlieren könnte und unzählige Male wurde ich eines Besseren belehrt. Deine Augen sind kühle Seen von nie dagewesener endloser Tiefe, die jeden in ihren Bann ziehen, der in sie hineinblickt und doch lodert eine Flamme in Ihnen, an der man sich mühelos verbrennen könnte.
Dein Duft, Liebster, ist ein ebenso großes Mysterium wie deine Augen. In all den Jahren hast du nie anders geduftet. Es ist ein Geruch, der sich tief in das Gedächtnis brennt und den man einmal aufgenommen nie wieder vergisst. Unter hundert verschiedenen Gerüchen, würde ich deinen im Halbschlaf wieder erkennen, denn du riechst nach Sommer, Sonne und ganz viel du.
Wäre ich Bildhauerin, wärst du das einzige Motiv, welches ich in Stein hauen wollen würde. Du wärst mein Lebenswerk, die einzige Skulptur, die ich je erschaffen würde, weil es ein ganzes Leben dauern würde, aus einem Steinklotz deinen Körper in all seiner Perfektion zu formen. Alleine dein Gesicht würde ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen und am Ende wäre ich doch unzufrieden, weil meine Unzulänglichkeit siegen würde und ich deine markanten Gesichtszüge niemals realitätsnah bis in alle Ewigkeiten festhalten könnte.
Oh Liebster, es ist dir bestimmt nicht entgangen wie ich die Form deiner Brauen, deiner Nase und deiner Lippen nachgemalt habe. Vor allem die obere Gesichtspartie hat es mir angetan. Ich wüsste keine schönere Beschäftigung, als diesen Bereich stundenlang zärtlich mit den Fingern zu berühren und dabei zu vergehen. Und obwohl ich nicht sagen kann, was ich an dir am meisten liebe, so ist es glaube ich doch dein Lachen, was mich am meisten betört hat. Ich weiß nicht ob es daran liegt, dass deine Augen beim Lachen eine Spur dunkler werden und gefährlich blitzen oder ob es daran liegt, dass zwischen deinen herrlichen Lippen 32 strahlend weiße, perfekt gemeißelte Zähne zum Vorschein kommen. Alleine über die verschiedenen Arten deines Lachens könnte ich ein Buch schreiben. Ich kenne alle Formen und ich liebe sie alle. Ich kenne das zaghafte Schmunzeln, das freundliche Lächeln, das verwegene und spitzbübische Grinsen und auch das herzhafte Lachen, was dir Tränen in die Augen treibt. Glaube mir Liebster, eins ist schöner als das andere ...
Ich habe ein einziges Mal versucht meinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf zu lassen. Ich wollte dir wenigstens einmal sagen, wie es tief in mir aussieht, damals, als ich dir gestand, dass die Sonne einzig und alleine wegen dir aufgeht und sie ohne dich Liebster keinen Grund hat zu scheinen. Ich werde nie dieses peinlich berührte Lächeln auf deinem Gesicht vergessen, denn es war etwas gänzlich Unerwartetes und Neues für mich. Nie wieder habe ich in diesen Dimensionen von meinen Gefühlen gesprochen, auch wenn ich die berühmten drei Worte zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt aussprechen sollte. Doch wir beide wissen, dass das nur reine Formalität war. Die eigentliche Gewalt und Symbolik dieser Worte hatte ich bereits vorher, an einem perfekten Morgen gänzlich wortlos verdeutlicht. Ich werde diesen Morgen nie vergessen und ich bin mir sicher, du auch nicht. Ich erinnere mich an keinen anderen Moment, wo so wenig gesprochen und doch so viel gesagt wurde. Nie waren wir uns näher als damals. Hat das alles wirklich statt gefunden? Es erscheint mir unwahr, als ob seitdem Jahre vergangen sind.
Ach Liebster, ich bin mir sicher, du wärst stolz auf mich wenn du diesen Text lesen würdest. Nicht weil er für dich ist, das waren andere auch, sondern weil er anders ist. Und vielleicht auch deswegen, weil es keinen zweiten dieser Art geben wird. Manche Dinge passieren eben nur einmal und jedes weitere Mal wäre überflüssig oder würde den Moment zerstören.
Ich weiß, dass du diesen Brief nicht lesen wirst. Du hast so vieles von mir nicht gelesen, entweder weil du keine Zeit oder keine Motivation hattest - ich habe nie nach dem Grund gefragt, aber geschmerzt hat es immer. Nicht, dass ich mir etwas auf die Qualität meiner Texte einbilden würde, aber das Nichtlesen derselbiger habe ich heimlich mit Weghören bei einem Gespräch unter vier Augen gleichgesetzt …
Du meine Güte! Es ist schon spät, sehr spät und ich habe wieder viel zu viel geraucht und noch mehr nachgedacht. Im Hintergrund läuft übrigens ein ganz bestimmtes Lied - du würdest jetzt wissen welches es ist, wenn ich dir das Stichwort Freiheit nennen würde …
Ich werde jetzt mit dem Schreiben aufhören. Ich sollte noch etwas schlafen, bevor der Morgen anbricht. Die Nacht ist schon jetzt nicht mehr ganz so schwarz wie vor ein paar Stunden und morgen komme ich bestimmt nicht aus dem Bett. Es wird übrigens ein schöner Tag, das kann man bereits erkennen. Der Himmel ist klar und hinter den Dächern der Nachbarshäuser räkelt sich langsam die Sonne.
S.
PS: Wie geht es dir eigentlich? Ich hoffe, es ist alles im Lot? Wie läuft es mit deiner neuen Errungenschaft?
PPS: Deine Augen sind übrigens blau-grün.
du würdest vermutlich herzhaft lachen, wenn du wissen würdest, was ich gerade tue. Und vermutlich würdest du noch nicht einmal glauben, dass ich es wirklich für dich tue. Aber für wen denn sonst, Liebster, wenn nicht für dich?
Wieviele Worte habe ich in den letzten Jahren in mühevoller Kleinarbeit zu Papier gebracht? Wie oft saß ich stundenlang vor einem leeren Blatt, weil ich mich unfähig sah, meine Gefühle und Gedanken niederzuschreiben? Wieviele Nächte vergingen, in denen ich nach den passenden Worten gesucht habe und doch nur minderwertigen Ersatz fand? So viele Worte und doch so wenig gesagt. Sie kamen aus meinem tiefsten Inneren und haben doch nur an der Oberfläche kratzen können. Ich bin ein Maler, der nur eine Farbe kennt und doch kann ich farbenfrohe Bilder mit bloßen Worten malen. Aber diese Worte werden nur in meinen Gedanken gemalt, denn ich bin nicht im Stande sie zu Papier zu bringen oder gar auszusprechen. Du bist meine Schreibblockade, Liebster, und du machst mich stumm.
Wie sollte es auch anders sein? Nur ein Narr würde glauben, dass er die Farbe deiner Augen beschreiben könnte, ohne ihnen Unrecht zu tun. Die Wahrheit ist, deine Augen lassen sich nicht beschreiben, weil es keine Bezeichung für ihre Farbe gibt. Wie könnte ich mir da anmaßen sie zu definieren? Ich würde ja doch nur scheitern, wie alle anderen vor mir auch, also versuche ich es erst gar nicht und genieße lieber meinen Untergang in ihnen.
Ach … unzählige Male habe ich mich in ihnen verloren, unzählige Male dachte ich, dass ich mich nicht noch mehr verlieren könnte und unzählige Male wurde ich eines Besseren belehrt. Deine Augen sind kühle Seen von nie dagewesener endloser Tiefe, die jeden in ihren Bann ziehen, der in sie hineinblickt und doch lodert eine Flamme in Ihnen, an der man sich mühelos verbrennen könnte.
Dein Duft, Liebster, ist ein ebenso großes Mysterium wie deine Augen. In all den Jahren hast du nie anders geduftet. Es ist ein Geruch, der sich tief in das Gedächtnis brennt und den man einmal aufgenommen nie wieder vergisst. Unter hundert verschiedenen Gerüchen, würde ich deinen im Halbschlaf wieder erkennen, denn du riechst nach Sommer, Sonne und ganz viel du.
Wäre ich Bildhauerin, wärst du das einzige Motiv, welches ich in Stein hauen wollen würde. Du wärst mein Lebenswerk, die einzige Skulptur, die ich je erschaffen würde, weil es ein ganzes Leben dauern würde, aus einem Steinklotz deinen Körper in all seiner Perfektion zu formen. Alleine dein Gesicht würde ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen und am Ende wäre ich doch unzufrieden, weil meine Unzulänglichkeit siegen würde und ich deine markanten Gesichtszüge niemals realitätsnah bis in alle Ewigkeiten festhalten könnte.
Oh Liebster, es ist dir bestimmt nicht entgangen wie ich die Form deiner Brauen, deiner Nase und deiner Lippen nachgemalt habe. Vor allem die obere Gesichtspartie hat es mir angetan. Ich wüsste keine schönere Beschäftigung, als diesen Bereich stundenlang zärtlich mit den Fingern zu berühren und dabei zu vergehen. Und obwohl ich nicht sagen kann, was ich an dir am meisten liebe, so ist es glaube ich doch dein Lachen, was mich am meisten betört hat. Ich weiß nicht ob es daran liegt, dass deine Augen beim Lachen eine Spur dunkler werden und gefährlich blitzen oder ob es daran liegt, dass zwischen deinen herrlichen Lippen 32 strahlend weiße, perfekt gemeißelte Zähne zum Vorschein kommen. Alleine über die verschiedenen Arten deines Lachens könnte ich ein Buch schreiben. Ich kenne alle Formen und ich liebe sie alle. Ich kenne das zaghafte Schmunzeln, das freundliche Lächeln, das verwegene und spitzbübische Grinsen und auch das herzhafte Lachen, was dir Tränen in die Augen treibt. Glaube mir Liebster, eins ist schöner als das andere ...
Ich habe ein einziges Mal versucht meinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf zu lassen. Ich wollte dir wenigstens einmal sagen, wie es tief in mir aussieht, damals, als ich dir gestand, dass die Sonne einzig und alleine wegen dir aufgeht und sie ohne dich Liebster keinen Grund hat zu scheinen. Ich werde nie dieses peinlich berührte Lächeln auf deinem Gesicht vergessen, denn es war etwas gänzlich Unerwartetes und Neues für mich. Nie wieder habe ich in diesen Dimensionen von meinen Gefühlen gesprochen, auch wenn ich die berühmten drei Worte zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt aussprechen sollte. Doch wir beide wissen, dass das nur reine Formalität war. Die eigentliche Gewalt und Symbolik dieser Worte hatte ich bereits vorher, an einem perfekten Morgen gänzlich wortlos verdeutlicht. Ich werde diesen Morgen nie vergessen und ich bin mir sicher, du auch nicht. Ich erinnere mich an keinen anderen Moment, wo so wenig gesprochen und doch so viel gesagt wurde. Nie waren wir uns näher als damals. Hat das alles wirklich statt gefunden? Es erscheint mir unwahr, als ob seitdem Jahre vergangen sind.
Ach Liebster, ich bin mir sicher, du wärst stolz auf mich wenn du diesen Text lesen würdest. Nicht weil er für dich ist, das waren andere auch, sondern weil er anders ist. Und vielleicht auch deswegen, weil es keinen zweiten dieser Art geben wird. Manche Dinge passieren eben nur einmal und jedes weitere Mal wäre überflüssig oder würde den Moment zerstören.
Ich weiß, dass du diesen Brief nicht lesen wirst. Du hast so vieles von mir nicht gelesen, entweder weil du keine Zeit oder keine Motivation hattest - ich habe nie nach dem Grund gefragt, aber geschmerzt hat es immer. Nicht, dass ich mir etwas auf die Qualität meiner Texte einbilden würde, aber das Nichtlesen derselbiger habe ich heimlich mit Weghören bei einem Gespräch unter vier Augen gleichgesetzt …
Du meine Güte! Es ist schon spät, sehr spät und ich habe wieder viel zu viel geraucht und noch mehr nachgedacht. Im Hintergrund läuft übrigens ein ganz bestimmtes Lied - du würdest jetzt wissen welches es ist, wenn ich dir das Stichwort Freiheit nennen würde …
Ich werde jetzt mit dem Schreiben aufhören. Ich sollte noch etwas schlafen, bevor der Morgen anbricht. Die Nacht ist schon jetzt nicht mehr ganz so schwarz wie vor ein paar Stunden und morgen komme ich bestimmt nicht aus dem Bett. Es wird übrigens ein schöner Tag, das kann man bereits erkennen. Der Himmel ist klar und hinter den Dächern der Nachbarshäuser räkelt sich langsam die Sonne.
S.
PS: Wie geht es dir eigentlich? Ich hoffe, es ist alles im Lot? Wie läuft es mit deiner neuen Errungenschaft?
PPS: Deine Augen sind übrigens blau-grün.
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