22.02.2006
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Du und Ich
Du und ich
zwei Magnete
kommen sich näher
und näher
die Minuspole
einander zugewandt
Dreh dich nicht um!
Dieses Gedicht fand ich bei einem meiner Streifzüge durchs Internet. Achtzehn Wörter, die alles sagen, wenn man sie nur lässt und dabei genau zuhört.
Hassliebe. Jeder von uns kennt dieses Wort, aber nicht jeder hat es auch schon gefühlt. Es sei ihm an dieser Stelle gesagt, dass er nichts verpasst hat. Hassliebe ist mit Abstand die schmerzhafteste Erfahrung ist, die man machen kann.
Wiki sagt zur Hassliebe folgendes: Als Hassliebe bezeichnet man eine zwiespältige Einstellung gegenüber einer Person, einer Sache oder einer Tätigkeit, die gleichzeitig mit Gefühlen der Zuneigung (Liebe) und Abneigung (Hass) verbunden ist. Die Nähe zum Objekt der Hassliebe wird gesucht, obwohl gleichzeitig auch der Wunsch besteht, eine Distanz zu schaffen. Gründe hierfür sind beispielsweise die Gewöhnung an das Objekt oder die Hoffnung auf eine Besserung der zur negativen Bewertung führenden Umstände.
Ich finde, das trifft es genau auf den Punkt. Bei Hassliebe handelt es sich eigentlich nicht um Liebe, die sich irgendwann in Hass verwandelt. So tragisch das zwar auch ist, so sehr bedeutet es jedoch auch eine Art Fortschritt. Das wovon ich spreche ist Ambivalenz. Es ist also kein „früher das und heute das“. Es ist ein „sowohl als auch“. Das gleichzeitige Empfinden von Hass und Liebe, gepaart mit der inneren Zerrissenheit. Der Zwiespalt der Gefühle. Die gute Mine zum bösen Spiel. Und die böse Mine zum guten Spiel.
Hassliebe braucht Zeit zum Reifen. Ich denke, dass das durchaus logisch ist, denn Liebe braucht auch ihre Zeit. Aber wie sieht es mit Hass aus? Sind wir in der Lage schneller Hass als Liebe zu empfinden, oder schleicht er sich auch langsam und heimtückisch heran und stellt uns irgendwann vor vollendete Tatsachen?
Wie ist das eigentlich, wenn Liebe die Luft zum Atmen raubt? Wenn Respekt so stark ist, dass er wie eine Last empfunden wird? Wenn die Grenzen zwischen Liebe und blindem Fanatismus zu schwinden drohen? Was ist Hingabe und wo fängt Selbstaufgabe an? Aber vor allen Dingen: Ist es besorgniserregend, wenn man den fatalen Zustand als selbstverständlich betrachtet, als etwas, was schon so lange Teil des Lebens ist, dass man es gar nicht mehr anders kennt?
Ich habe nicht vor aus dem Nähkästchen zu plaudern, noch bin ich an autobiografischen Einlagen an dieser Stelle sonderlich interessiert. Dem Leser dürfte ohnehin klar sein, dass ich nicht ohne Grund darüber schreibe. Nichts geschieht ohne Grund. Davon bin ich überzeugt. Die Gründe für Hassliebe habe ich weiter oben wissenschaftlich mit Hilfe von Wiki dargelegt. Andere Gründe mögen mir beim besten Willen nicht einfallen.
Doch nicht alles, was sich erklären lässt, ist auch verständlich. Es reicht nicht, dass der gesunde Verstand erkennt, dass er sich in einer fatalen und zugleich perversen Lage befindet, aus der es scheinbar keinen Ausweg gibt. Zumindest keinen der nicht weniger schmerzhaft als die aktuelle Lage wäre. Resignieren und ertragen oder doch lieber aussteigen und verbluten? Was ist das kleinere Übel?
Wenn der Leidensdruck nur groß genug ist, denkt auch der friedliebendste Mensch über Maßnahmen jenseits von Gut und Böse nach. Rache ist eine dieser Maßnahmen und ein wunderbares, wenn auch nicht ethisch vertretbares Mittel. Man verspürt den Wunsch, es dem Objekt der Hassliebe heim zu zahlen. Es soll leiden, genauso wie man selbst leiden muss. Rache bringt in vielen Situationen zumindest eine temporäre Befriedigung.
Streicht den Absatz über die autobiografischen Einlagen aus dem Protokoll.
„Jetzt genau ist es nur noch Schmerz. Ich hoffe, du hast damit alles erreicht.“
Der Satz der Erlösung! Der Freude! Des Glücks! Was kann man jetzt noch tun außer Feiern? Gibt es andere Möglichkeiten seiner Zufriedenheit Ausdruck zu verleihen? Kann es jetzt noch besser werden? Ist es nicht das, was man schon immer hören wollte?
Nein, ist es nicht. Und doch ist es das. Das heimtückische an Hassliebe ist, dass selbst Rache ihre Wirkung verliert. Rache ist in diesem Fall der Dolch, den man dem Anderen ins Herz rammt und dann selbst daran verblutet.
Wenn ich dich lachen höre, wünschte ich, du würdest nie wieder lachen.
Wenn ich dich anschaue, wünschte ich, meine Blicke würden dich töten.
Wenn es dir gut geht, wünschte ich, du würdest leiden.
Doch wenn du leidest, will ich dich in meinen Armen wiegen und mit dir weinen.
Wäre nur Hass im Spiel, würde Rache sicherlich das bringen, was sie bringen soll. Zufriedenheit. Doch leider ist da noch die Liebe. Und wie das nun mal mit der Liebe so ist, greift sie ausnahmslos spätestens dann, wenn das geliebte Objekt in Gefahr ist, Schmerzen erleidet und unglücklich ist. In diesem Moment verfliegt all der Hass und übrig bleibt nur noch diese sagenhafte Liebe, die an den Anderen bindet, ob man das nun will oder nicht.
Ich glaube, Hassliebe ist eine einseitige Geschichte. Meistens zumindest. Oder vielleicht auch fast immer. Das bedeutet, dass fast immer nur einer der beiden Beteiligten hasst und gleichzeitig liebt, während der andere entweder das eine, das andere oder gar nichts tut. Doch was ist, wenn es dem Anderen genauso geht? Was ist, wenn sich zwei Menschen in einem Teufelskreis aus tiefster Zuneigung und gleichzeitiger Abneigung befinden?
Ohne ins Lächerliche zu verfallen: Aber man muss sich das mal vorstellen! Da könnte an einem Tag Liebe auf Hass treffen, Hass auf Liebe, Hass auf Hass oder im idealsten Fall Liebe auf Liebe. Man weiß nie, was der nächste Tag bringt, denn es ist nicht immer der Fall, dass gleichzeitig bei beiden Beteiligten die Pole auf + oder – umschlagen.
Die Erkenntnis, dass man nicht alleine der Hassliebe verfallen ist, sondern dass es dem Anderen ebenso geht, ist wie ein harter Schlag ins Gesicht. Man fühlt sich zwar einerseits verstanden und versteht auch gleichzeitig den Anderen, und doch kann man die Schwere und Komplexität der Situation nicht verdrängen. Probleme tun sich auf, die unüberwindbar erscheinen. Und wo man eben noch verstanden hat, versteht man jetzt gar nichts mehr. Weder warum es so ist, wie es ist, noch warum man ein Protagonist in einem unsagbar schlechten Liebesfilm ist.
Doch gleichzeitig tun sich Fragen und Gedanken auf. Man kommt nicht umhin sich zu fragen, ob das Ganze nicht eine tiefere Bedeutung hat, die sich einem eben noch nicht erschlossen hat. Es muss zweifelsohne etwas Besonderes sein. Das ist es auch, keine Frage. Aber es war nie die Rede davon, dass besondere Dinge ausschließlich guter Natur sind.
Die Gründe für den Hass müssen im Übrigen auch nicht dieselben sein. Jeder hasst den Anderen aus verschiedenen Gründen, die eigentlich auch gar nicht so wichtig sind. Man hasst, weil man liebt. Und man liebt etwas, was man eigentlich gar nicht lieben will. Ist es wirklich so einfach, wie es aussieht? Steht man sich einfach nur selbst im Weg? Sollte man sich dem Schicksal fügen und das Beste draus machen? Sollte man nicht froh sein, dass die Liebe auf Gegenseitigkeit beruht? Eine Liebe, deren Intensität beneidenswert ist? Ist DAS der passende Deckel für den Topf?
Menschen, die nichts von langweiligen Liebesgeschichten halten, sind mit der Hassliebe bestens beraten. Denn hier ist immer etwas los. Von Friede, Freude Eierkuchen kann nämlich nicht die Rede sein. An einem Tag brennt es lichterloh und am anderen gibt es Mord und Totschlag. Beides natürlich mit Herzblut und vollem Körpereinsatz. Doch irgendwann wird es selbst demjenigen zuviel, der auf Abwechslung schwört. Hassliebe macht schwach. Krank. Und kaputt. Sie zehrt an den Kräften wie ein bösartiger Parasit. Das Resultat ist, dass man sich immer wieder fragt, ob es das wert ist. Man stellt sich Ultimaten, bei denen man von vornherein weiß, dass man sie nicht einhalten kann. Man wird zum falschen Prinzipienreiter, zur Inkonsequenz in Person. Man ist der, dem jeder raten wird auszusteigen. Auszusteigen, bevor es zu spät ist.
Ja. Aussteigen ist eine gute Idee. Vielleicht sogar die Beste.
Wenn da nicht die Hoffnung wäre …
Hassliebe. Jeder von uns kennt dieses Wort, aber nicht jeder hat es auch schon gefühlt. Es sei ihm an dieser Stelle gesagt, dass er nichts verpasst hat. Hassliebe ist mit Abstand die schmerzhafteste Erfahrung ist, die man machen kann.
Wiki sagt zur Hassliebe folgendes: Als Hassliebe bezeichnet man eine zwiespältige Einstellung gegenüber einer Person, einer Sache oder einer Tätigkeit, die gleichzeitig mit Gefühlen der Zuneigung (Liebe) und Abneigung (Hass) verbunden ist. Die Nähe zum Objekt der Hassliebe wird gesucht, obwohl gleichzeitig auch der Wunsch besteht, eine Distanz zu schaffen. Gründe hierfür sind beispielsweise die Gewöhnung an das Objekt oder die Hoffnung auf eine Besserung der zur negativen Bewertung führenden Umstände.
Ich finde, das trifft es genau auf den Punkt. Bei Hassliebe handelt es sich eigentlich nicht um Liebe, die sich irgendwann in Hass verwandelt. So tragisch das zwar auch ist, so sehr bedeutet es jedoch auch eine Art Fortschritt. Das wovon ich spreche ist Ambivalenz. Es ist also kein „früher das und heute das“. Es ist ein „sowohl als auch“. Das gleichzeitige Empfinden von Hass und Liebe, gepaart mit der inneren Zerrissenheit. Der Zwiespalt der Gefühle. Die gute Mine zum bösen Spiel. Und die böse Mine zum guten Spiel.
Hassliebe braucht Zeit zum Reifen. Ich denke, dass das durchaus logisch ist, denn Liebe braucht auch ihre Zeit. Aber wie sieht es mit Hass aus? Sind wir in der Lage schneller Hass als Liebe zu empfinden, oder schleicht er sich auch langsam und heimtückisch heran und stellt uns irgendwann vor vollendete Tatsachen?
Wie ist das eigentlich, wenn Liebe die Luft zum Atmen raubt? Wenn Respekt so stark ist, dass er wie eine Last empfunden wird? Wenn die Grenzen zwischen Liebe und blindem Fanatismus zu schwinden drohen? Was ist Hingabe und wo fängt Selbstaufgabe an? Aber vor allen Dingen: Ist es besorgniserregend, wenn man den fatalen Zustand als selbstverständlich betrachtet, als etwas, was schon so lange Teil des Lebens ist, dass man es gar nicht mehr anders kennt?
Ich habe nicht vor aus dem Nähkästchen zu plaudern, noch bin ich an autobiografischen Einlagen an dieser Stelle sonderlich interessiert. Dem Leser dürfte ohnehin klar sein, dass ich nicht ohne Grund darüber schreibe. Nichts geschieht ohne Grund. Davon bin ich überzeugt. Die Gründe für Hassliebe habe ich weiter oben wissenschaftlich mit Hilfe von Wiki dargelegt. Andere Gründe mögen mir beim besten Willen nicht einfallen.
Doch nicht alles, was sich erklären lässt, ist auch verständlich. Es reicht nicht, dass der gesunde Verstand erkennt, dass er sich in einer fatalen und zugleich perversen Lage befindet, aus der es scheinbar keinen Ausweg gibt. Zumindest keinen der nicht weniger schmerzhaft als die aktuelle Lage wäre. Resignieren und ertragen oder doch lieber aussteigen und verbluten? Was ist das kleinere Übel?
Wenn der Leidensdruck nur groß genug ist, denkt auch der friedliebendste Mensch über Maßnahmen jenseits von Gut und Böse nach. Rache ist eine dieser Maßnahmen und ein wunderbares, wenn auch nicht ethisch vertretbares Mittel. Man verspürt den Wunsch, es dem Objekt der Hassliebe heim zu zahlen. Es soll leiden, genauso wie man selbst leiden muss. Rache bringt in vielen Situationen zumindest eine temporäre Befriedigung.
Streicht den Absatz über die autobiografischen Einlagen aus dem Protokoll.
„Jetzt genau ist es nur noch Schmerz. Ich hoffe, du hast damit alles erreicht.“
Der Satz der Erlösung! Der Freude! Des Glücks! Was kann man jetzt noch tun außer Feiern? Gibt es andere Möglichkeiten seiner Zufriedenheit Ausdruck zu verleihen? Kann es jetzt noch besser werden? Ist es nicht das, was man schon immer hören wollte?
Nein, ist es nicht. Und doch ist es das. Das heimtückische an Hassliebe ist, dass selbst Rache ihre Wirkung verliert. Rache ist in diesem Fall der Dolch, den man dem Anderen ins Herz rammt und dann selbst daran verblutet.
Wenn ich dich lachen höre, wünschte ich, du würdest nie wieder lachen.
Wenn ich dich anschaue, wünschte ich, meine Blicke würden dich töten.
Wenn es dir gut geht, wünschte ich, du würdest leiden.
Doch wenn du leidest, will ich dich in meinen Armen wiegen und mit dir weinen.
Wäre nur Hass im Spiel, würde Rache sicherlich das bringen, was sie bringen soll. Zufriedenheit. Doch leider ist da noch die Liebe. Und wie das nun mal mit der Liebe so ist, greift sie ausnahmslos spätestens dann, wenn das geliebte Objekt in Gefahr ist, Schmerzen erleidet und unglücklich ist. In diesem Moment verfliegt all der Hass und übrig bleibt nur noch diese sagenhafte Liebe, die an den Anderen bindet, ob man das nun will oder nicht.
Ich glaube, Hassliebe ist eine einseitige Geschichte. Meistens zumindest. Oder vielleicht auch fast immer. Das bedeutet, dass fast immer nur einer der beiden Beteiligten hasst und gleichzeitig liebt, während der andere entweder das eine, das andere oder gar nichts tut. Doch was ist, wenn es dem Anderen genauso geht? Was ist, wenn sich zwei Menschen in einem Teufelskreis aus tiefster Zuneigung und gleichzeitiger Abneigung befinden?
Ohne ins Lächerliche zu verfallen: Aber man muss sich das mal vorstellen! Da könnte an einem Tag Liebe auf Hass treffen, Hass auf Liebe, Hass auf Hass oder im idealsten Fall Liebe auf Liebe. Man weiß nie, was der nächste Tag bringt, denn es ist nicht immer der Fall, dass gleichzeitig bei beiden Beteiligten die Pole auf + oder – umschlagen.
Die Erkenntnis, dass man nicht alleine der Hassliebe verfallen ist, sondern dass es dem Anderen ebenso geht, ist wie ein harter Schlag ins Gesicht. Man fühlt sich zwar einerseits verstanden und versteht auch gleichzeitig den Anderen, und doch kann man die Schwere und Komplexität der Situation nicht verdrängen. Probleme tun sich auf, die unüberwindbar erscheinen. Und wo man eben noch verstanden hat, versteht man jetzt gar nichts mehr. Weder warum es so ist, wie es ist, noch warum man ein Protagonist in einem unsagbar schlechten Liebesfilm ist.
Doch gleichzeitig tun sich Fragen und Gedanken auf. Man kommt nicht umhin sich zu fragen, ob das Ganze nicht eine tiefere Bedeutung hat, die sich einem eben noch nicht erschlossen hat. Es muss zweifelsohne etwas Besonderes sein. Das ist es auch, keine Frage. Aber es war nie die Rede davon, dass besondere Dinge ausschließlich guter Natur sind.
Die Gründe für den Hass müssen im Übrigen auch nicht dieselben sein. Jeder hasst den Anderen aus verschiedenen Gründen, die eigentlich auch gar nicht so wichtig sind. Man hasst, weil man liebt. Und man liebt etwas, was man eigentlich gar nicht lieben will. Ist es wirklich so einfach, wie es aussieht? Steht man sich einfach nur selbst im Weg? Sollte man sich dem Schicksal fügen und das Beste draus machen? Sollte man nicht froh sein, dass die Liebe auf Gegenseitigkeit beruht? Eine Liebe, deren Intensität beneidenswert ist? Ist DAS der passende Deckel für den Topf?
Menschen, die nichts von langweiligen Liebesgeschichten halten, sind mit der Hassliebe bestens beraten. Denn hier ist immer etwas los. Von Friede, Freude Eierkuchen kann nämlich nicht die Rede sein. An einem Tag brennt es lichterloh und am anderen gibt es Mord und Totschlag. Beides natürlich mit Herzblut und vollem Körpereinsatz. Doch irgendwann wird es selbst demjenigen zuviel, der auf Abwechslung schwört. Hassliebe macht schwach. Krank. Und kaputt. Sie zehrt an den Kräften wie ein bösartiger Parasit. Das Resultat ist, dass man sich immer wieder fragt, ob es das wert ist. Man stellt sich Ultimaten, bei denen man von vornherein weiß, dass man sie nicht einhalten kann. Man wird zum falschen Prinzipienreiter, zur Inkonsequenz in Person. Man ist der, dem jeder raten wird auszusteigen. Auszusteigen, bevor es zu spät ist.
Ja. Aussteigen ist eine gute Idee. Vielleicht sogar die Beste.
Wenn da nicht die Hoffnung wäre …
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