29.12.2003

0
Von Analrittern und sabbernden Traumpartnern

Nachdem heute, um genauer zu sein jetzt, um 22.26 Uhr das kinderfreie Wochenende offiziell ein Ende findet, muss natürlich ein weiterer Blog meinem kranken Gehirn entspringen und niedergeschrieben werden.

Es war ereignisreich - mehr oder weniger zumindest. Weihnachten habe ich überlebt, welch ein Wunder, meine Lichterkette auf der Palme neben der Couch jedoch nicht. Ich trauere noch, war sie doch ein treuer Gefährte für die letzten drei Jahre. Im Übrigen ist mir überhaupt nicht klar, warum sie nicht mehr geht. Sie verließ mich von jetzt auf gleich ohne etwas zu sagen.

Freitag war es mal wieder Zeit für meinen Traumpartner. Nach einigen kurzen Überlegungen und Alternativen (Move oder Highlands) entschied ich mich für die Highlands, weil es eigentlich schon seit Tagen fest stand. Es war eine aufregende Reise bis dorthin. Ich fuhr in einem roten Transporter durch halb Baden-Württemberg, fiel darin auch gar nicht weiter auf, lud mein Kind bei seinem Erzeuger ab, wusch meine Haare ausser Haus, weil mein Fön auch der Meinung war seinen Geist aufgeben zu müssen, um anschließend einen Labello an der Tanke zu kaufen und eine kurze Pause beim Mäc einzulegen. Dann, mit nur 3 Stunden Verspätung war ich endlich bei meinem Traumpartner.

Da saßen sie: ein Baumbart, ein Fickschlitten und mein Traumpartner. Einer mit einem dümmeren Grinsen auf dem Gesicht als der andere. Ok, der Dosenschieber und ich hatte nicht weniger dumme Grinsen auf unseren Gesichtern, doch das tut nichts weiter zur Sache. Nachdem wir uns niederließen, Speis und Trank (*bonk*) zu uns nahmen, einige Zigaretten rauchten und 'Findet Nemo' anschauten, folgte _das_ Highlight des Abends: Street Gun! Ein letztklassiger Film mit unsagbar schlechten Schauspielern. Der Film war soo schlecht, dass er fast schon richtig gut war. Wir danken RTL für die köstlichen Lacher, die wir beim Anschauen dieses Filmes hatten.

Obgleich der Film eigentlich 'Die Brosche' heißen müsste (Ja! Denn in Wirklichkeit drehte sich alles nur um diese absolut hässliche, widerliche, ekelhafte Brosche, die einer der Hauptdarsteller trug), wurden wir von dem Film nicht enttäuscht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten spritzte gegen Ende des Films auch mal ordentlich Blut (so ca. 10 - 15 l pro Person), starben Leute mit einem saublöden Blick in die Kamera und standen hinterher wieder auf (wobei es auch sein kann, dass ein anderer starb, wir werden bei unserem nächsten Treffen darüber diskutieren) und boten sich grottenschlechte Stunts an. Die Story ist denkbar einfach: ein Versager wird zu einem noch größeren Versager und erlebt dabei komische Dinge. Es war echt schlimm für ihn: Erst fand er seinen Kumpel erstochen in einer 120l-Blutlache in der Küche auf, dann verschwand der Komplize nach einem Raubüberfall mit dem Fluchtfahrzeug um, hinterher den zweiten Komplizen damit anzufahren, der just in dem Moment auch die Beute verlor, welche sich in Zeitlupengeschwindigkeit anschließend auf der Straße ausbreitete. Dann - um es wieder gut zu machen, überfielen sie einen anderen Laden, wurden aber selber von FBI-Typen, die mit Halstüchern maskiert waren, überfallen und waren am Schluß wieder ohne Beute. Und damit nicht genug: Daddy machte sich natürlich über unseren Helden lustig, sagte ihm, dass er ein Versager sei (komisch, WIR wussten das von Anfang an!), der es noch nicht einmal schaffen würde, einen anständigen Kriminellen abzugeben. Unser armer Held war natürlich zutiefst betrübt und wollte es Daddy zeigen.

Er ließ sich mit dem Oberboss der Stadt ein, wurde ausgiebig überprüft und getestet, um anschließend im Schwulenoutfit erst den Briefträger und anschließend den Chauffeur für Cheffe spielen zu dürfen. Cheffe war auch cool, vorallem aber sein Sohn, der Analritter. Sohn war der Inbegriff eines Schwulen. Er sah so aus, wie man sich Schwule (fälschlicherweise natürlich) vorstellt: Die Fönfrisur à la Wham hielt bei Wind und Wetter dank Drei-Wetter-Taft. Das Outfit, eine Mischung aus zu großem Jacket in Pastelltönen, grauer Hose und einer unglaublich hässlichen Brosche, die sich am obersten Knopf seines unglaublich hässlichen Hemdes befand, sagten schon alles über ihn aus. Die lüsternen Blicke, die er Daddy zuwarf, ebenfalls. Doch auch Daddy war nicht ganz ohne und erwiderte die Blicke seines Sohnes. Man sah beiden an, wie geil sie aufeinander waren. Sie waren echt beneidenswert. Und eklig. Nach nur wenigen Minuten war uns klar: Die beiden trieben es garantiert dreckig miteinander!

Wie dem auch sei: Alle waren scharf auf die Brosche - zumindest interpretierten wir es so. Aber die Brosche blieb an Analritters Hemd bis zum Ende des Films. Der Versager hatte natürlich kein Glück bei seinem Job und entkam nur ganz knapp dem Tod. Deswegen beschloß er einen neuen Wirkungskreis zu suchen und sich beruflich umzudefinieren *lol*. Er arbeitete fortan erfolglos als Automobilverkäufer.

Doch das eigentliche Rätsel blieb ungelöst: Was passierte mit der Brosche nachdem die Angestellte in dem modischen Patchwork-Kartoffelsack-Kleid, die ebenfalls für Cheffe arbeitete, den Analritter mit einem Schuss in den Kopf kalt machte? Wir werden es nie erfahren.

Zumindest erfuhren wir was Schlammreiter sind. Also Schlammreiter sind die Typen, die eine Frau, nach dem sie schon von einem anderen ... na ja, lassen wir das. Trotzdem ein großes Dankeschön an den Dosenschieber für die aufschlussreiche Aufklärung!

Nach dem turbogeilen Film folgten noch etwas Star Trek und die Heia. Schließlich sollte tags drauf _der_ Tag schlechthin folgen: Der Tag an dem die Traumpartner in der langen Filmnacht von Herr der Ringe 1 - 3 nun endgültig vom Glauben fallen sollten. Irrsinnigerweise lief alles einwandfrei und ohne Komplikationen, was bald an ein Wunder grenzt, wenn man weiß, wie es sonst so bei uns läuft. In Reihe sechs saßen wir: Baumbart, mein Traumpartner, ich, der Dosenschieber und Dosenschiebers Kumpel. Es kam wie es kommen musste: Das Gestöhne und Gesabbere wechselten sich ab. Waren Legolas und Aragorn auf der Leinwand zu sehen, hörte man die Urschreie und das inbrünstige Keuchen von Team Traumpartner. Waren Arwen oder Galadriel zu sehen, hörte man ein bzw. zwei Sitze rechts von mir in bettelndem Flüsterton 'Blas mir einen'. Baumbart hielt sich aus den "Gesprächen" heraus. Alles andere wäre im Übrigen auch viel zu stressig gewesen.

Jaja... billig waren wir. Jeder auf seine Art und Weise. Und wir hatten auch an alles gedacht: Baumbart hatte 4 Schachteln Zigaretten dabei, mein Traumpartner das zeitgemäße Outlook (Insider) an, ich ein kleines Täschchen mit den nötigen Utensilien wie: 1,5 l Volvic, 3 Mandarinen, 1 angebrochene Packung Kekse, 1 angebrochene Packung Chips (also den kompletten Nahrungsvorrat aus meiner Küche), 1 Gummi, 1 Packung Taschentücher (Es ist nicht so wie es klingt! Ich kann das alles erklären! *zuversichtlich dummgrins*) sowie die obersteilen sauren Apfelringe und eine Packung Pringles, die ich beide im Kino erwarb. Der Dosenschieber und sein Kumpel ersoffen ihren Frust über den nicht eintretenden Blowjob mit zahlreichen Biers. Ansonsten lachten sie nur dumm und / oder taten so, als ob sie mich und meinen Traumpartner nicht kennen würden, was ihnen natürlich überhaupt nicht gelang.

Und natürlich war Herr der Ringe wieder ein affenstarkes Highlight. Immer dann, wenn unsere Speichelproduktion nachließ und sich regenerierte, und wir Zeit fanden um uns wieder auf den eigentlichen Inhalt des Filmes zu konzentrieren, staunten wir Bauklötze, freuten uns, das diese oder jene Szene genau wie im Buch war. Gigantische Schlachten boten sich unseren Augen. Landschaften, die noch nicht einmal im Traum so prachtvoll dargestellt werden könnten. Kurzum: Bilder, die man einmal gesehen nie wieder vergessen wird. Herr der Ringe 3 ist ein weiteres Muss für jeden Kinofan!

Nach nur 9,5 Stunden verließen wir wieder das Kino. Müde, aber glücklich. Als ich heim kam, versuchte ich mich handwerklich zu betätigen, verlor dabei leider immer wieder die Besinnung, schaffte es aber letztendlich doch noch zu siegen und anschließend einzuschlafen. Der Sonntag war eigentlich nur ein halber Sonntag, da ich recht spät aufgestanden bin. Nach einem ausgiebigen Frühstück, spachtelte ich durch die Gegend, klebte Türen und Fenster ab und spielte Herrin des Ringes. Mit Erfolg! *hrhr*

Jau. Und nun sitze ich da. Ich staune darüber, dass ich über 1,5 h an diesem Blog schrieb, ärgere mich über das Weihnachtsgeschenk, welches mein Sohn am Wochenende bekam (ein Kassettenrekorder mit Mikrofon! *kreisch*) und frage mich, warum die Wochenenden so schnell vorüber gehen. Ausserdem fallen mir noch mindestens fünf Dinge ein, über die ich mich im Moment zu Tode ärgern könnte. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich einige Rätsel zu lösen versuche und spiele mit dem Gedanken irgendwann wieder mit dem Rauchen aufzuhören.

Ich denke, ich werde bald ins Bett gehen. Es war ein anstrengendes Wochenende, welches seinen Tribut fordert. In Gedanken drücke ich einem Federvieh die Daumen für die kommenden Tage, wünsche meinem Traumpartner einen erholsamen Schlaf, sorge mich um das billige Stück und schmunzele bei dem Gedanken an den Dosenschieber.

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Du hast was zu sagen? Her damit! :)