08.07.2005

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Der Tag an dem ich Gott umbrachte - Part II

Es war nur ein schwacher Trost, dass das Wetter in Hell's Kitchen genauso schlecht war, wie in good old Germany. Andererseits passte der Regen hervorragend zur apokalyptischen Stimmung, die sich langsam aber sicher in mir ausbreitete. Möglicherweise hatte ich das Wetter Gott zu verdanken, der u. U. ahnte, was ich im Schilde führte und darauf hoffte, mir dadurch das Umsetzen des Plans zu erschweren.

Hell's Kitchen war kein Deut besser als ich es in den Filmen gesehen hatte. Eigentlich hatte ich gehofft, etwas Nobleres oder zumindest Sauberes vorzufinden und es ärgerte mich, dass das Böse immer im Mief und Dreck hauste, während der von oben im regenbogenfarbenen Paradies lebt. Ich wusste, dass Satan seine Erscheinungsform ändern konnte und hoffte nicht, ihn in seiner vollen Größe und Hässlichkeit anzutreffen. Daher hielt ich Ausschau nach attraktiven dunkelhaarigen Männern im Anzug. Satan war nicht auf der Brotsuppe daher geschwommen, soviel war klar. Er arbeitete hart um Verderben und Sünde aufrecht zu erhalten und weiterhin erfolgreich weiter zu verbreiten. Es war von daher logisch, dass er zumindest die weibliche Bevölkerung mit so einem Erscheinungsbild leichter beeinflussen konnte, allerdings interessierte mich, ob er Männern das Böse in Form einer reizvollen Blondine nahe bringt oder doch eher das dunkelhaarige Pendant zum Mann wählt. Ich kam zu keiner zufriedenstellenden Antwort, musste jedoch zugeben, dass sowohl Gott als auch Satan scheinbar ihre Probleme hatten. Während der eine der weltweit meistgesuchte Verbrecher war, war der andere nichts anderes als eine feuerbeschwörende Transe.

Es war nicht wirklich schwer Satan zu erkennen, denn einige Blocks weiter erblickte ich einen attraktiven Mitdreißiger im Anzug, welcher auf einer Parkbank die Zeitung las. Das Pentagramm zu seinen Füßen, welches mit Kreide auf den Boden gekritztelt war, schien mir zwar logisch aber dennoch etwas aufdringlich. Ich hätte ihm mehr Geschick zugemutet. Nichtsdestotrotz setzte ich mich gelassen neben ihn auf die Bank und freute mich, dass mir das Höllenfeuer erspart blieb. Keiner von uns sagte etwas. Ich beschloss ihn anzusprechen als mir einfiel, dass ich gar nicht wusste, auf welcher Sprache Satan kommunizierte. Wenn man aber von der populärsten Entstehungstheorie Satans ausging, konnte man davon ausgehen, dass Gott bei seinem "Ex-Jünger" satte Vorarbeit geleistet hat und ihm alle Sprachen beigebracht hat, bevor er ihn aus dem Himmel verbannt hat. Ich fischte also eine meiner Lord 100 heraus und fragte mit einem charmanten Lächeln nach Feuer. Satan reagierte nicht sofort, aber als er endlich den Kopf hob und mich anschaute, wusste ich, dass ich an der richtigen Adresse war. Der Kerl, der neben mir saß konnte zweifelsohne nur der Fürst der Finternis himself sein, da ich keinen anderen Mann auf Gottes Boden kannte, der solch ein diabolisches Aufblitzen in den Augen aufweisen konnte. Er grinste ein Satansgrinsen und entblösste 32 perfekt gemeißelte Zähne (vielleicht waren es auch mehr, ich war geblendet von dem Weiß), ohne den Blick von mir zu lösen. Ich spürte, wie eine innere Hitze meinen Körper in Besitz nahm und meine Hände zu schwitzen begannen. Satan schwieg noch immer,  wenn auch etwas lauter als zuvor, was meine Hitzewallungen jedoch einesfalls reduzierte.

Bei Gott, ich befand mich direkt in der Hölle und sie war ganz anders, als ich sie mir ausgemalt hatte! Nervös zog ich an meiner Zigarette, welche irsinnigerweise brannte. Ich hatte keine Ahnung seit wann, doch das war nun auch nicht mehr weiter wichtig. Wichtig war jetzt nur, keinen falschen Schritt zu unternehmen. Zuerst musste ich mich von diesem hypnotisierenden Blick lösen, was sich als eine recht schwierige Aufgabe herausstellte. Ich wusste, sollte ich noch länger diesen Augen verfallen, würde es zu keinem Deal zwischen mir und Satan kommen, denn das wäre dann nicht mehr nötig. Ich würde Satan willenlos folgen, wenn erforderlich bis ans Ende der Welt, falls es eins gab. Er musste meine Gedanken erraten haben, denn er stand abrupt auf. Ich tat es ihm gleich und bereitete mich auf meinen Untergang vor, der bereits passend von Fanfaren eingeleitet wurde. Mir war allerdings überhaupt nicht klar, warum Satan wie von allen guten Geistern ein paar Meter davon rannte. Ich konnte es mir jedoch nicht leisten ihn nun, da ich ihn aufgespürt hatte, aus den Augen zu verlieren, also rannte ich ihm hinterher. Das Fanfarengeräusch wurde derweil lauter und ich meinte, auch die Engel singen zu hören. Irgendwann erkannte ich allerdings, dass das gar keine Engel waren und erst recht kein Gesang sondern menschliche Stimmen. Was in drei Teufels Namen (Satan, Luzifer und Antichrist) war da los? Die Stimmen wurden immer lauter und unterbrachen meine interaktive Meditation mit Satan. Ich drehte mich um und glaubte, meinen Augen nicht mehr trauen zu können. Hinter mir brannte der Park lichterloh und die Feuerwehr rückte bereits an. Ich staunte nicht schlecht. Alle Achtung! Ich wollte Feuer und bekam Feuer. Satan hatte ganze Arbeit geleistet! Ich pfiff anerkennend durch die Zähne und wollte ihn gerade fragen wie er das hinbekommen hat, doch er war spurlos verschwunden. An der Stelle wo ich ihn zuletzt sah, lag nur noch die halbzerknüllte Zeitung. Ich hob sie auf und war mehr als verwirrt, weil ich nichts darin lesen konnte.

Als ich jedoch auf der Titelseite eine Pyramide als Logo entdeckte, ahnte ich, dass es sich hier um Arabisch handeln musste, denn die Zeitung war zweifelsohne ein ägyptisches Boulevardblatt. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schlag: Herr im Himmel, Satan war Moslem!

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