18.08.2007

0
Von Ritzenflitzern und Highheels

Gibt ja Leute, die nix erleben und somit auch nicht bloggen können. Gibt aber auch Leute, die was erleben und dennoch nix bloggen. Und dann gibt's noch Leute, die nix erleben und trotzdem was bloggen. Ich gehöre zu dieser Gruppe.

Mein Leben ist eine einzige Katastrophe, geschwängert von pathologischer Lethargie und Schwermut. Aber da ich mich selbst gerne reden höre und das abends, alleine in der Wohnung, etwas uncool kommt, schreibe ich einfach Blogs. Klasse, was? Klar fragt sich nun der Eine oder Andere, was ich denn da so blogge. Och, das ist ganz unterschiedlich und hängt einzig und alleine von meiner Fantasie ab. Denn: Wer nix zu erzählen hat, erfindet einfach was!

Eben habe ich mal wieder meine alten Blogs gelesen, zumindest einige, denn für alle bräuchte ich - bei den fantastischen Erlebnissen - schließlich Jahrzehnte, und stellte fest, dass ich wirklich tolle Blogs habe. Ne, echt jetzt, ohne Witz! Kennt doch jeder: Man hockt Freitag abends in ausgebeulter Jogginghose und mit Sturmfrisur am Rechner, unterhält sich mit anderen gescheiterten Existenzen, sucht nach 2-Euro-Schnäppchen bei Ebay, liest nebenbei so seine Blogs und denkt sich irgendwann einfach: Mensch, bist du klasse!

Zugegeben: Ich habe 31 Jahre gebraucht um das festzustellen, aber mal im Ernst: Besser spät als nie! Klar fragen sich jetzt einige Haarspalter warum ich 31 Jahre dafür gebraucht habe, die Antwort ist ganz einfach, ihr Komiker: Weil ich nun einmal erst 31 bin und somit keine 50 Jahre dafür brauchen kann!

Entgegen aller 2-Euro-Schnäppchen bei Ebay (bei Porto von nur 6,95) habe ich heute ein Regal bei WASA gekauft. Das Besondere an diesem Regal ist, dass es Bücher beinhalten kann. Aber noch besonderer ist, dass ich seit Jahren kein Bücherregal hatte ("Klar, weil du auch keine Bücher hattest"... witzig!). Nun, da es aufgebaut ist und ich meine Bücher (nein, ich habe vorher keine Bücherüberraschungssammlung für nur 10 € ersteigert!) eingeordnet habe, habe ich mich auch gleich schlauer gefühlt. Ich habe mich so schlau gefühlt, dass ich gedacht habe: Mensch, diesen Moment musst du zu Papier bringen. Du musst der Nachwelt davon erzählen!

Und so sitze ich also hier und erzähle von diesem monumentalen Augenblick. Nicht dass es keine anderen monumentalen Augenblicke gäbe - Gott bewahre - aber man kann ja nicht von allem erzählen, sonst würde man ja nix anderes mehr für den Rest seines Lebens tun.

Beruhigend ist, dass neben diversen Sexratgebern auch noch richtig wichtige Bücher in meinem Regal stehen. Bücher, die Geschichte geschrieben haben! Hehe. Jo, wir leben im Land der Denker und Dichter (erst gestern hatte ich es übrigens mit Mister Unbekannt davon) und so dachte ich vor ein paar Jährchen, ich könnte mir einfach eine Scheibe davon abschneiden. Neben Wallenstein, Faust, Maria Stuart, Götz von Berlichingen, den Wahlverwandtschaften, Nathan dem Weisen (übrigens niemandem zu empfehlen, außer Leuten, die man nicht leiden kann), Münchhausen und anderem ultrakulturellen Zeugs, gibt es doch tatsächlich auch ganz normale Belletristik. Aber man stellt ja immer das zur Schau, was besonders cool kommt. Nur für den Fall, dass man völlig unerwartet Besuch bekommt und sich gut verkaufen muss. Dass so was stündlich, wenn nicht sogar minütlich passieren kann, wissen wir schließlich alle.

Herrje, jetzt habe ich schon 3500 Zeichen verbraucht, ohne überhaupt zum Punkt gekommen zu sein. Ich werde immer besser!... Äh, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, ich wollte von meinem unglaublich tollen Leben erzählen. In meiner neuen Wohnung. (Seht ihr, ist ja nicht so, dass es gar nix Neues bei mir gibt! Gibt es nämlich, die neue Wohnung. Ha!)

Ich habe ja den Verdacht, dass ich zum Spießer werde (Igitt). Jetzt, wo das Bücherregal steht, geht es definitiv bergab mit mir. Als ob es nicht schon reichen würde, dass mir der Nachbar rechts auf die Nerven geht und ich seine Terrassensessions (Gibt es eigentlich ein Gesetz, was die Größe einer Terrasse beschränkt?) mit Skepsis betrachte, nein, jetzt denke ich auch noch, dass ich seine 15 cm hohen Sitzkissen für nur 25 € das Stück (und er hat davon mindestens sechs!) gar nicht mal so übel finde. Meine haben nur einen Euro gekostet. (Gibt übrigens 'nen tollen Ein-Euro-Shop in Waiblingen!) Und weil es keine vier Gleichen gab, habe ich jetzt zwei verschiedene Muster. Mister Unbekannt würde jetzt bestimmt sagen: Sieht ja eh keiner. Stimmt! Mehr als zwei Personen halten sich ohnehin nie in meiner Wohnung, geschweige denn auf meinem Balkon, auf. Und selbst wenn es mal genau zwei Personen sind - wie neulich, als mein Freitagabend-Kumpel da war - dann benötige ich keine zwei Sitzkissen, weil er lieber auf dem Schuhabtreter neben der Balkontür Platz nimmt. (Er hat die wichtigste Frage überhaupt, "Wo steh' ich eigentlich?", zu ernst genommen *vermut*)

Ich habe ja Mister Unbekannt vor Monaten versprochen, einen Blog für ihn zu schreiben. Aber was schreibt man über einen Menschen, dessen Lieblingssatz "Sieht ja keiner" ist? Er hat gut reden, er brauchte ja keine Sitzkissen für seinen Balkon! Er hat ja nicht einmal einen Balkon! Wozu auch? Schließlich habe ich einen. Praktisches Denken nennt man so was wohl. Und Frauen denken seiner Meinung nach bestimmt nicht praktisch genug. Außer mir vielleicht. Aber da ich praktisch denke, denke ich nicht schön. Dies behauptet zumindest Mister Unbekannt. Ein Beispiel gefällig? Also gut.

Wie bringt man Männern bei, dass rote High Heels im Büro etwas uncool kommen? Wie bringt man Männern überhaupt bei, dass rote High Heels überall, außer im Puff, uncool kommen? Doch es geht weiter! Wie bringt man Männern bei, dass rote High Heels mit einem 10 cm Absatz überall, außer im Puff, uncool kommen? Und abschließend die Frage: Wie bringt man Männern bei, dass rote High Heels mit einem 10 cm Absatz überall, außer im Puff, uncool kommen UND unbequem sind, ohne darauf folgende Antwort zu ernten: "Ich kenne Frauen, die in so was tanzen."

Preisfrage: Was sind das für Frauen? (Wer die Antwort errät, gewinnt rote High Heels mit einem 10 cm Absatz, die überall, außer im Puff, uncool kommen UND unbequem sind.)

Ich bin ja alles, aber kein Unmensch, also versuchte ich in säuselndem Tonfall mit liebreizenden Worten ("Hast du 'nen Vollvogel? Trag' den Scheiß selber!") auf den Tragekomfort einzugehen (die Optik konnte ich ihm keinesfalls schlecht reden, soviel war klar, aber die Gesundheit meines Fußes musste ihm, als Fußfetischisten, doch etwas bedeuten?). Ich nahm mich dieser schweren Aufgabe also an und versuchte ihm zu erklären, dass ich in roten High Heels mit einem 10 cm Absatz, die überall, außer im Puff, uncool aussehen UND unbequem sind, nicht laufen kann und Schuhwerk mit einem kleineren Absatz bevorzugen würde.

Prompt kam mir ein "Du hast ja keine Ahnung" gepaart mit "Du hast keine Ahnung was Männer wollen" und "Ja, lauf' ruhig weiterhin in deinen Birkenstock rum" entgegen. Klogriff. Wo ist das Verständnis, was man von Männern erwartet, wenn man ihnen versucht zu erklären, warum man manche Dinge einfach nicht tragen kann? Wie argumentiert man unbequeme Ritzenflitzer, wenn der Angebetete selbst diese mit Begeisterung trägt?

Früher war einfach alles besser. Damals, als Männer noch Boxershorts oder zumindest Unterwäsche, die den Hintern bedeckt, trugen und Frauen in schwarzer Spitze bereits Erektionen jenseits von Gut und Böse hervorriefen. Heute muss man als Frau mit Männern um den knappsten String und knackigsten Hintern konkurrieren, obwohl man rein biologisch schon auf Grund von Feind Nr. 1 namens Zellulite benachteiligt ist. Und hat man dann als Versöhnungspaket einen Tanga an, kriegt man lediglich Kommentare wie "Sind 2-Mann-Zelte gerade im Angebot?" zu hören. Scheißwelt.

Und überhaupt, was heißt da "2-Mann-Zelte"? Spricht er da von der Größe meines Hinterns? War dies ein Wink mit dem Zaunpfahl, den ich auf den ersten Blick nicht richtig interpretiert hatte? Letztens habe ich mich schon über "Alle Größen ein Preis" aufgeregt. Was heißt denn bitte das? Früher waren große Größen Ulla Popken, heute sind alle Größen ein Preis. Mister Unbekannt hat das ja ganz elegant versucht zu erklären: Man findet quasi einen Mittelpreis, denn während kleine Größen weniger Stoff verbrauchen, verbrauchen große Größen mehr. Also bildet man einen Preis, der auf dem Durchschnitt beruht. Aber eigentlich zahlen die kleinen Größen für die Großen mit. Ah ja, wieder was gelernt.

Das Doofe ist, mir ist erst im Nachhinein ein gutes Argument für Tangas bzw. gegen Strings, eingefallen: "Schatz, wieso sollte ich für wenig Stoff so viel bezahlen, wenn ich doch fürs gleiche Geld mehr haben kann?"

Bin mal gespannt, wie er beim nächsten Mal darauf reagiert!

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Du hast was zu sagen? Her damit! :)