23.06.2005

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Selbstjustiz mal anders - Part II

... NACHHER
Wie sieht nun richtiges Lynchen aus? Ich gehe davon aus, dass sich der fleißige Leser in der Zwischenzeit überlegt hat, wen er eliminieren möchte und sich ggf. eine Liste erstellt hat. Ohne mindestens drei Personen lohnt der Einsatz gar nicht. Keine halben Sachen. An dieser Stelle sei gesagt, dass es verschiedene Methoden des Lynchens gibt. Ich werde nachfolgend eine kleine aber feine Auswahl vorstellen.


Borg-Methode:
Wieso sich etwas eigenes ausdenken, wenn sich irgendwo da draußen jemand schon hervorragende Lynchmethoden ausgedacht hat? Jeder treue und begeisterte Trekkie-Fan sollte ohnen wissen, woher der ganze Kladderadatsch kommt, den er sich da jahrelang bei Enterprise reingezogen hat. Die Borg-Methode ist eine der ältesten und weitverbreitetsten.


Andy Borg - Urvater der gleichnamigen Species "Borg".

Die Ähnlichkeit zu Nino de Angelo ist nicht zu übersehen. Doch während der eine jenseits von Eden jault, versteht dieser hier keinen Spaß! Die Frage, warum die Borg fast ausschließlich kubusförmige Raumschiffe bevorzugen, dürfte imho beantwortet sein. Unklar ist allerdings, welcher Teufel 7 of 9 dazu trieb, sein Groupie zu werden.

Widerstand ist zweckslos. In der Tat. Kommt man einmal zum unverhofften Genuss seine Lieder zu hören, ist man zu keiner Reaktion mehr fähig, außer dass man sich den Tod als allmächtige Erlösung wünscht. Doch die Borg entwickelten eine Methode, die es dem Opfer unmöglich machten sich gegen sie zu wehren. Sie assimilierten komplette Rentnerwelten, ganze Hausfrauengalaxien wurden dem Erdboden gleich gemacht und ihr zerstörerischer Drang scheint nicht nachzulassen. Die einzige Herausforderung besteht darin, wenigens 1 of 1 zu sein, denn auch hier gilt: Wieso unter ferner liefen, wenn man doch auch an der Spitze stehen kann?

Tipp: Lästigen Feinden systematisch zu Weihnachten, Geburtstag, Valentinstag und jeder anderen sich bietenden Gelegenheit eine Platte von Andy Borg schenken. Öfters mal Fahrgemeinschaften mit dem Feind bilden und ihn konsequent mit Andy-Borg-Mucke im Auto konfrontieren. Vor Verwandten und Bekannten nebenbei die verblüffende Ähnlichkeit zu Andy Borg bekunden. Spätestens nach 6 Wochen, wird der Feind um Gnade winseln!


Dalai Lama-Methode:
Diese Methode ist wirklich nur für Leute geeignet, denen so ziemlich alles Latte ist, die vorher eine ordentliche Tüte geraucht haben, oder 5x hintereinander die bösartigsten Achterbahnen fahren können, ohne mit der Wimper zu zucken. Gut kommt auch, wenn man in fernöstlicher Kultur gewandt ist, Buddhist ist oder seinen Zweitwohnsitz in Tibet hat. Worin besteht nun die Kunst dieser Methode? Ganz einfach: Man bringt den Feind zum Ausflippen in dem man gar nichts tut. Diese Vorgehensweise macht allerdings nur dann Sinn, wenn man den Feind schon mal zum Hassen bringen konnte. Idealerweise ist er gerade dabei an die Decke zu gehen, brüllt was das Zeug hält und durchlebt einen (zweiten) Stimmbruch. Wenn man dann dabei ruhig und gelassen ist, eventuell eine Tasse Tee anbietet und ein paar Yogaübungen ausführt, sollte sich recht bald der Erfolg einstellen.

Tipp: Keinesfalls in Diskussionen einlassen! Schweigen ist Gold. Und: Vorher ein selten dämliches und leicht bemitleidendes Lächeln einstudieren - bringt wahre Wunder!


Freud-Methode:
Diese Methode ist mit Abstand diejenige, die am schwierigsten umzusetzen ist und setzt daher gewisse Kenntnisse voraus. Unabdingbar für den Einsatz dieser Methode sind nicht nur ausreichend Menschenkenntnisse, sondern auch die Fähigkeit psychologische Zusammenhänge zu erkennen. Desweiteren ist ein gehöriger Wortschatz nicht zu verachten, sowie eine stilische Ausdruckweise und ein antrainierter sachlicher Tonfall. Das Ziel ist, den Feind systematisch verbal auseinander zu nehmen, ohne dabei ausfallend oder gar beleidigend zu werden.

Tipp: Diese Methode rentiert sich vorallem dann, wenn man den Feind schon länger kennt und somit seine Schwachstellen bekannt sind. Unter Umständen muss man damit rechnen, dass man ihn vollständig zerstört, insbesondere dann, wenn man sein Ego scheibchenweise auseinander nimmt. Nerven aus Stahl und Durchhaltevermögen sind besonders nützlich, denn diese Methode ist weder moralisch vertretbar noch sozial. Aber mal ehrlich: Wer zum Lynch als letzte Herausforderung greift, hat eh bewiesen, dass er nicht gesellschaftstauglich ist und nicht mehr an der hiesigen schnöden Welt hängt, noch weiteres Interesse daran hat, ein anständiger Mitbürger zu sein. Ergo: Ein Hoch auf die Skrupellosigkeit!


Dolly Buster-Methode:
Speziell voluminöse Frauen / Männer, die Frauenkleider zur Tarnung benutzen / Frauen, die Frauenkleider zur Identifikation benötigen / Shemales müssen an dieser Stelle nicht verzweifeln. Schließlich besitzen sie zwei schlagfertige Argumente, die sie auch einsetzen sollten, in der Hoffnung, dem Feind möge Hören und Sehen vergehen. Bitte vorher die sexuelle Einstellung des Feindes einholen, sonst geht der Schuss ggf. in die Hose - im wahrsten Sinne des Wortes.

Tipp: Unbedingt darauf achten, dass der Feind nach begangener Tat nicht mehr weiß, was los war. Ansonsten droht eine Anzeige wegen vorsätzlicher Körperverletzung. Um Zeugen und Erregung öffentlichen Ärgernisses zu vermeiden, die Handlung in geschlossenen Räumen vollziehen. Wahre Profis bringen ihr Opfer auf Amöbenlevel. Insbesondere in geistiger Hinsicht.


Murphy-Methode:
Auch Sprachgewandte müssen an dieser Stelle nicht verzweifeln. Ich habe für jeden Typ etwas parat. Wer weder das strahlende Lachen noch die Schießkünste von Eddy Murphy an den Tag legen kann, aber sonst verblüffende Ähnlichkeit mit ihm oder seinem Sprachorgan hat, der sollte es unbedingt mit dieser Methode versuchen. Der Erfolg wird garantiert sein! Einfach viel und ununterbrochen reden und dem Feind keine Möglichkeit geben sich zu äußern. Dabei bewähren sich insbesondere bodenlose Unterstellungen, laue Argumente sowie eine Stimmlage von mindestens Tenor.

Tipp: Besonders cool ist es, wenn man dabei durch Einfallsreichtum glänzt und eventuell verschiedene Geräusche imitieren kann, wie z. B. das Hochgehen einer Atombombe oder einen Luftangriff amerikanischer Kampfjets.


Die Hard-Methode:
Bruce Willis machte es in zahlreichen Filmen vor. Was der kann, können wir auch. Spätestens jetzt lohnt die jahrelange Mitgliedschaft im Schützenverein. Einmal vollladen und dann einfach alles was sich bewegt übern Haufen schießen. Wichtig: Die obligatorische Kippe am Zahn vor, während oder nach der Tat versteht sich von selbst. Desweiteren kommt es recht cool, wenn männliche Täter vorher einen 3-Tage-Bart heranzüchten und Alkoholprobleme haben oder von ihrer Freundin / Frau verlassen worden sind. Insbesondere Letzteres dürfte aber für jemanden, der mal ordentlich mit der Welt aufräumen will, kein Problem darstellen, oder?

Tipp: Nach begangener Tat unverzüglich nach Mexiko abseilen. Gut wenn die gefälschten Papiere dann bereit stehen und nicht erst noch beim Dealer des Vertrauens beantragt werden müssen. Unterwegs keinesfalls in abgelegenen Rockbars names Titty Twister rasten! Wir wissen doch alle, dass nicht nur die dunkelhaarige Schlangentänzerin im Bikini aka Selma Hayek ein Vampir ist.

Ich wünsche allen potentiellen Tätern viel Erfolg bei ihrem Vorhaben. Haltet die Ohren steif und Asta la vista.


EPILOG
Ihr lest euch echt jeden Scheiß durch, was?

1 Kommentar:

Hans Kolpak hat gesagt…

Ob ich mich "nur" mit Gedanken beschäftige oder direkt in Lhasa bin, macht mit Sicherheit einen großen Unterschied in jeglichen Betrachtungen.

Die vom Dalai Lama formulierten "sieben Todsünden der modernen Gesellschaft" nahm ich zum Anlaß, in meinem Blog über die Grenzen von Religiosität nachzudenken. Bei aller offenbarten Weisheit relativiert sich der Nutzen sämtlicher Ideologien aus Politik und Religion.

Das Festhalten an Ideologien führt zu Leid, weil es stets Mächtige gibt, die ihren Anspruch auf eine andere Ideologie durchsetzen.

Leider wird sein Volk von der chinesischen Regierung unterdrückt und seine guten Worte können sich mangels Macht nicht bewähren. Niemand weiß, wann die chinesische Vormacht zerfällt.

Hans Kolpak
Biß der Woche

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